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Japan - ein wirklich spezielles Land!
 
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Japan ist: wohltuend höflicher Empfang und speziell komplizierte Auto-Einreisebestimmungen

Die Nachmittagssonne zaubert einen silbernen Schimmer aufs Meer, als wir im Hafen von Kobe unseren Landcruiser aus dem Bug der "Figaro" fahren, das Auto auf dem Quai parkieren und in ein wartendes Taxi umsteigen, um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Der makellos gekleidete Fahrer trägt weisse Handschuhe, verbeugt sich tief und öffnet uns galant die Autotüre. Die Sitze sind mit weissen Spitzen überzogen. Es ist ein wohltuend zuvorkommender Empfang in diesem speziellen Land, über das wir so wenig wissen. Die komplizierten, allenfalls mit grossem finanziellen Aufwand verbundenen Einreisebestimmungen für das Auto haben uns in den letzten Schiffsreisetagen mehr als Kopfzerbrechen verursacht - angefangen von der TÜV-Vorführung, der kostspieligen Anpassung an die Landesvorschriften und der damit verbundenen einmonatigen Stillegung des Fahrzeuges, bis hin zur Registrierung mit einem japanischen Autonummernschild. Werden wir es überhaupt schaffen, ins "Land des Lächelns" einzureisen? - Bereits zwei Stunden später fädeln wir uns ohne japanische Autoschilder in Japans Linksverkehr ein. Bis heute wissen wir nicht, ob die so einfach abgelaufenen Zollformalitäten nur glücklichen Umständen oder der effizienten Vorarbeit des japanischen Wallenius-Agenten zuzuschreiben sind.

Japan ist: immens hügelige, bewaldete und subtropische Landschaft

Noch ist Regenzeit, es giesst wie in den Tropen, als wir am Tag nach unserer Ankunft in Kobe mit der Autofähre zur kleinen Insel Awaji-shima übersetzen. Es wird ländlich. Traditionelle Holzhäuser, gepflegte Gärten mit Bonsai-Bäumchen und das frische Grün der bis zu den Häusern und Strassen reichenden Reisfelder schmücken die Umgebung. Mal beleben kleine, schmale Sandbuchten die kurvenreiche, einspurige, mit grossen Spiegeln ausgestattete Inselstrasse, mal wuchert tropische Dschungelvegetation mit schönen Bambuswäldern im Landesinnern, tummeln sich neugierige Affen am Strassenrand. Die auffällig vielen Spiegel dienen der Beobachtung des entgegenkommenden Verkehrs bei unübersichtlichen, einspurigen Kurven.

Japan ist: traditionelles Austauschen von Geschenken

Eine betagte Japanerin ist auf der Küstenstrecke mit einem Dreirad zu ihrem überwucherten Garten unterwegs, hat wohl auf ihrer kleinen Insel noch nie ein so auffällig ausgerüstetes Fahrzeug gesehen und möchte offensichtlich gerne mehr über uns wissen, doch sie kann - wie viele Japaner - leider kein Englisch und wir kein Japanisch. Sie freut sich aber sehr, als wir ihr zum Abschied eine blühende Pflanze überreichen, die uns kurz zuvor ein begeisterter Landcruiser-Fan mit vielen Verbeugungen schenkte. Kurz entschlossen verschwindet sie in ihrem winzigen Garten und pflückt für uns einen farbigen Blumenstrauss - eine Geste, die uns rührt, aber zur erhalten gebliebenen Tradition dieses Landes gehört, wo das Austauschen von Geschenken eine grosse Rolle spielt. Dieser jahrhundertealten Tradition entspringen auch die vielen Touristenläden, denn es ist auch Brauch, den daheim gebliebenen Angehörigen und sogar Geschäftskollegen nach jedem noch so kurzen Ausflug ebenfalls ein Geschenk mitzubringen - sozusagen, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil man sie mit ihrer Arbeit oder ihren Sorgen allein zurückgelassen hat. Aus diesen Gründen befindet sich eigentlich überall dort ein Geschenkladen, wo sich ein japanischer Tourist mal verirren könnte!

Japan ist: landwirtschaftliche Idylle und prächtige Gärten
Wir nähern uns Alma, einer landwirtschaftlichen Ecke. Braune Zwiebelbündel hängen auf hohen Holzrosten mitten in frisch bepflanzten Reisfeldern und widerspiegeln sich in dessen stillen Wassern. Eine Reispflanzerin, bedeckt mit breitrandigem Strohhut, bearbeitet gerade in gebückter Haltung ihr Feld vor ihrem traditionellen Haus - die Idylle und die Stille dieser Landschaft nehmen uns vollends gefangen.
Gerade, als die untergehende Sonne den Himmel und die ruhige Inland -See zu einem zauberhaften roten Farbenspiel erglühen lässt, stehen wir vor der imposanten Naruto-Kaikyo-Brücke, die zur nächsten Insel Shikoku führt. Es ist eine Abendstimmung, die jeden Rahmen sprengt. Wir beschliessen, die Nacht hier zu verbringen, zwischen dem rauschenden Meer und einem schilfumsäumten grün schimmernden See. Schwarzweisse Libellen tanzen um die Wette und Frösche quaken im Chor, bevor uns komplette Dunkelheit einhüllt.
Am nächsten Morgen überqueren wir die moderne Brücke und lassen das stark bevölkerte Tal des Yoshino-gawa-Flusses hinter uns.
Wir folgen der einsamen, mit blühenden Hortensiensträuchern gesäumten Passstrasse nach Takamatsu. Bis auf 1000 Meter Höhe schmiegen sich kleine Dörfer an die steilen Abhänge, wo Bohnen und Tee prächtig gedeihen. Bei strömendem Regen erreichen wir Takamatsu und besuchen den gepflegten Ritsurin-Park, der früher zur Sommerresidenz der Matsudaira-Familie gehörte. Verschiedene Landschaften vereinen sich hier vor der Kulisse des bewaldeten Hügels Shiun in Harmonie: Bizarr geformte Bäume, Obsthaine, Lothusblüten-Gärten, kleine Seen und Felslandschaften.
Japan ist: wilde, tiefe Schluchten und Thermalbäder

Die starken Regenfälle der vergangenen Tage haben in der steilen Hügellandschaft bei Ikeda verschiedene massive Erdrutsche verursacht; überall sind umfangreiche Aufräumungsarbeiten im Gange. Als wir zur Iya-kei-Schlucht abbiegen, stutzen wir. Was steht auf dem nicht zu übersehbaren Schild? Allenfalls unpassierbar? Wen immer wir fragen, immer nur Kopfschütteln. Keiner versteht uns. Einer tippt auf die Uhr, ein anderer auf die Nase. (Das mit der Uhr heisst Stundenverkehr, wie wir später herausfinden, das mit der Nase wurde uns nie klar). Niemand behindert uns, als wir durch ungezähmte, tropische Vegetation der fantastischen Schlucht entlang fahren. Tief unter uns wälzt sich das braune Band des Hochwasser führenden Flusses in vielen Kehren durch ein Meer von tropischem Grün. Überall tosen neu geborene Wasserfälle durch die steilen Abhänge, liegen Schutt, Steine und Bäume infolge der kürzlichen, heftigen Unwetter auf der Strasse. Bei einem der unzähligen Thermalbäder gibt es kein Durchkommen mehr. Hohe Geröllmassen ,schwere Baumstämme und ein neu entstandener grosser Wasserfall blockieren die Weiterfahrt. Für uns heisst es hier Umkehr.

Japan ist: bizarre Küstenabschnitte und nostalgische Fischerdörfer
Erste Sonnenstrahlen drängen sich durch den noch mit dunklen Wolken verhangenen Himmel, als wir der Küste zum Kap Ashizuri-misaki folgen, vorbei an der Ohki-Beach bei Tosashimizu, die sich wie eine fast endlose gelbe Sichel vom tiefblauen Meer abhebt. Von der bizarr geformten Felskulisse erhaschen wir nur ab und zu mal einen Blick, wenn sich der tiefe Dschungel etwas lichtet. Doch die schöne Anlage des Kongofuku-ji-Tempels beim Kap macht die Enttäuschung mehr als wett. Und als wir später an der geschwungenen Kiesbucht bei Tatsukushi noch einen idyllischen Nachtplatz inmitten geschliffener rötlicher Sandsteinfelsen, orangefarbiger wilder Türkenbundlilien und dichtem Bambusgewächs finden, sind wir rundum glücklich. Wir beobachten zwei grosse Raubvögel auf einem knorrigen Ast, die sich auf den Fang eines einsamen Fischers fixieren, erfreuen uns an faustgrossen, bunten Schmetterlingen, die um einen seichten Wassertümpel kreisen und lauschen dem ohrenbetäubenden Zirpen der Zikaden hoch oben auf den Bäumen.
Dutzende von geschützten Buchten und nostalgische Fischerdörfer begleiten uns anderntags auf dem schmalen, westlichen Küstenstreifen. Wir geniessen richtig den Wirrwarr an verblichenen Fischerboten, farbigen Bojen und Holzkisten, die sich vor den einfachen Holzhäusern der Fischer türmen. Eine überwältigender Anblick sind die Hunderten von schwarzweissen Tupfen der ausgelegten Bojen und die schwimmenden Bambusflosse, die weite Flächen der geschützten Buchten dekorieren.
Japan ist: Sexmuseum mit Darstellung von Sexpraktiken verschiedener Völker

Unser letzter Besuch auf der Insel Shikoku gilt dem Taga-jinja-Schrein in Uwajima - einem ganz ungewöhnlichen Museum. Dort schmückt ein baumstammgrosser, geschnitzter Penis den Eingang zum dreistöckigen Sexmuseum - ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, wo viele Shinto-Schreine eine Verbindung zu Fruchtbarkeitsritualen hatten. Skulpturen in jeder Grösse und Form, verblichene Fotos und Zeichnungen, und verschiedenste Utensilien von Sexpraktiken vieler Völker sind in einem bunten Durcheinander in Glasvitrinen vom Boden bis zur Decke ausgestellt. Besonders interessant sind die Miniaturtempel, wo Türen zu Phallussen öffnen. Nach einer Stunde können wir nichts Neues mehr lernen und wir nehmen die letzten Kilometer zum westlichsten Punkt der Insel, zum Kap Misaki, in Angriff.

Japan ist: extrem teure Transport- und Lebenskosten

Eine alte, bald ausgediente Fähre führt uns vom Hafen von Misaki in einer Stunde zur Südinsel Kyushu. Wir rechnen aus, dass uns diese kurze Überfahrt sFr. 1.60 pro Minute zu stehen kommt. Die horrenden Autobahnkosten sprengen mit sFr. -.33 pro Kilometer ebenfalls jeden Rahmen - eine Tatsache, die uns später dazu bewegt, Japans Nordinsel Hokkaido fallen zu lassen. Auch die vielen gebührenpflichtigen Aussichtsstrassen summieren sich beträchtlich, werden doch vielerorts nur wenige Kilometer vor Erreichen des Ziels noch schnell mal sFr. 15.- fällig. Glücklicherweise halten sich für uns wenigstens die Verpflegungskosten im Rahmen, da wir in Dubai unseren Landcruiser noch voll mit günstigen Lebensmitteln aufgestockt hatten. Dass wir sämtliche Unterkunftskosten sparen konnten, verdanken wir der grossen Sicherheit und den freundlichen Menschen dieses Landes. Es war für uns nie ein Problem, wild zu übernachten.

Japan ist: aktive Vulkanlandschaft

Auch zum gigantischen Vulkangebiet des Mt. Aso, dem grössten der Welt, führt eine gebührenpflichtige Strasse. Eine Augenweide ist der perfekt geformte, mit sattem Grün überzogene erloschene Vulkan Komezuka (Reishügel). Er umgibt zusammen mit vier weiteren neueren Vulkanen die inzwischen wieder besiedelte fruchtbare Ebene der 24 km Durchmesser umfassenden Caldera. Nebel steigt vom Tal auf diese 1000 Meter Höhe, es brodelt zwischen den Vulkankegeln, vom nahen Vulkankrater riecht es nach Schwefel. Hier verbringen wir eine herrlich kühle und ruhige Nacht, bevor wir uns wieder auf den Weg in die heisse Ebene aufmachen - zu der mit vielen Mythen verbundenen engen Takachiho Schlucht mit sprudelnden Wasserfällen, moosbedeckten überhängenden Steinen, Riesenfarnen und verwinkelten Durchgängen. Es ist paradiesisch schön, bis die vielen lauten Tourgruppen mit Megaphonen die ganze Romantik zerstören.

Japan ist: weitverzweigte Stauseengebiete, weisse Sandstrände und zauberhafte Schreine
Es wird menschenleer und wild, als wir stundenlang durch eine dicht bewaldete, schroffe Bergwelt mit tiefen, engen Schluchten und einem weitverzweigten, idyllischen Stauseengebiet über Shiiba nach Saito fahren. Neben dem rauschenden Bergbach und den steilen Wänden mit undurchdringlichem Wald, die fast senkrecht auf 1000 m Höhe aufsteigen, ist gerade noch Platz für eine enge, einspurige Strasse. Oft wird sie vom wuchernden Dschungel beinahe wieder übernommen und es wird so beängstigend eng und dunkel, dass wir befürchten, jeden Moment steckenzubleiben. Genau 200 km und sieben Stunden dauert diese fantastische Fahrt, bis wir am Ortseingang von Saito endlich von der Enge der Täler wegkommen und am Waldrand am See zwischen blühenden Hortensien einen schönen Nachtplatz finden.
Am nächsten Tag befinden wir uns bereits auf dem Weg zum Kap Toi, dem südlichsten Punkt von Japans Hauptinseln. Weisse Sandstrände wechseln sich hier mit bizarren, aus dem Meer ragenden Felskegeln ab. Hortensien blühen am Ufer, erste Palmen tauchen auf. An herrlicher Meereslage steht der bezaubernde Udo-jingu-Schrein mit seinen in warmem Orange leuchtenden Torbogen und dem gold-rot dekorierten Hauptschrein, der sich wie ein kostbares Schatzkästchen in eine mystische Grotte schmiegt. Es ist einer jener grossartigen Anblicke, den man sich unauslöschlich ins Gedächtnis einprägen möchte. Vor der Mautstation - wiederum vor den letzten Kilometern zum Kap - tummelt sich eine an Touristen gewöhnte Affenfamilie mit Jungen. Ein Halbwüchsiger hockt auf unserem Rückfahrspiegel und erhofft sich Futter.
Später, als dann Richtung Kagoshima die ernüchternden stadtähnlichen Überbauungsgebiete immer mehr zunehmen, kann uns auch der schön geformte Sakurajima Vulkan mit seinem weitverstreuten Lavagebiet nicht mehr halten. Wir beschliessen, die stark bevölkerte und bebaute Westküste der Insel Kyushu fallenzulassen und auf der extrem teuren, aber schnellen Autobahn nach Shimonoseki zur Hauptinsel Honshu zurückzufahren.
Japan ist: der Fall der 1. Atombombe in Hiroshima

Emotionsbeladen betreten wir an einem düsteren Morgen den Friedenspark in Hiroshima, wo am 6. August 1945, 08.15 Uhr, die erste Atombombe in rund 580 m Höhe über dem Stadtviertel mit den schönen Brücken explodierte. Die Folgen der massiven Explosion waren verheerend: auf einen Schlag wurden 75'000 Menschenleben ausgelöscht, und bis Ende Dezember des gleichen Jahres starben weitere 85'000 an ihren Verbrennungen. Die Zahl der Opfer mag inzwischen 200'000 erreicht haben, da noch immer welche an Radioaktivität-Spätfolgen sterben. Auf den ernsten Gesichtern der vielen in- und ausländischen Besucher, die das dreistöckige, eindrückliche Friedens Memorial Museum besuchen, widerspiegeln sich die aufgewühlten Gefühle. Die dramatischen Filme, Modelle, Familienszenen und Beschreibungen, die den Morgen dieser Tragödie und dessen Folgen klar vor Augen führen, gehen an keinem spurlos vorüber .

20'000 Tonnen TNT war die Kraft der Atombombe, die alle Gebäude im Durchmesser von vier Kilometern vom Epizentrum entfernt dem Erdboden gleich machte. Als ewiges Mahnmal stehen die Ruinen der bombardierten Industrial-Promotion-Hall am Ufer des Motoyasu-gawa-Flusses. Den ausgebrannten Dom erblickt man durch den Bogen des mit Blumen geschmückten Ehrengrabmahls mit dem ewigen Licht. Heute widerspiegelt er sich friedlich im stillen Gewässer.
Japan ist: gemütliche, kleine Essecken und perfekt organisierter Service von Massentourismus
Die Weiterfahrt nach Osaka bringt uns nichts als Frust. Einmal mehr reihen sich nie endende Stadtgebiete aneinander, kämpfen wir uns Kilometer um Kilometer durch den stockenden Verkehr. Desto mehr freuen wir uns über den herzlichen Empfang unseres hilfsbereiten Konsuls und seine Einladung zu einem japanischen Mittagessen im Herzen der Altstadt Osakas. Wir landen in einem gemütlichen, familiären Restaurant mit Platz für rund ein Dutzend Gästen, die sich alle um einen einzigen Tisch mit einer Heizplatte in der Mitte scharen. Dienstbeflissen wird uns sofort eine Tasse Tee serviert, gefolgt von einem heissen Erfrischungstuch für Hände und Gesicht. Aus der langen Liste köstlicher Speisen wählen wir das Tagesmenue und bekommen zuerst eine Suppe, eine Schale Reis, Salat und Sauce auf einem vorbereiteten Tablett serviert. In der Zwischenzeit bereitet der Chef auf der Heizplatte in Etappen würzige Rindfleischstücke, Pilze, Auberginen, Kürbisse und Bambussprossen frisch zu. Für uns wird es ein richtiges Festessen.
Nach ein paar Tagen im geschäftigen Osaka, wo wir uns erfolglos um ein Russenvisum für unsere geplante Weiterreise durch Sibirien, Mongolei und weiter zum Kaukasus bemühen, ziehen wir in nordwestlicher Richtung zur baumbestückten Sand-Landzunge Ama-no-hashidate weiter. Laut Führern gehört sie zu den drei sehenswertesten Punkten Japans. Ein Touristenbus nach dem andern fährt ein und spuckt Horden von einheimischen Touristen aus, die sich zielstrebig zum ersten Stock eines Souvenirgeschäftes aufmachen. Daneben ist auf niedrigen, langen Tischen bereits das reichliche Mittagessen in unzähligen farbigen Schüsseln kunstvoll aufgetischt. Alles ist perfekt organisiert: bei Ankunft wird jedem hungrigen Gast eine blaue Plastiktüte für die auszuziehenden Schuhe überreicht, und im nächsten Moment sitzen schon alle auf weichen Kissen rund um die köstlichen Speisen und hantieren gewandt mit den hölzernen Essstäbchen. Diese werden nach einmaligem Gebrauch immer weggeworfen. Nur durch diese perfekte Organisation ist es überhaupt möglich, die unglaublichen Touristenmassen in kürzester Zeit durchzuschleusen.
Japan ist: wo der Kunde (noch) König ist
Am nächsten Morgen stehen wir vor einem grossen Supermarkt, als sich gerade die Tore öffnen. Dabei werden wir Zeuge der erfrischenden, traditionellen Empfangszeremonie: Untermauert von sanfter japanischer Musik, paradiert beidseitig des Eingangs die Belegschaft und begrüsst die eintretende Kundschaft mit einem gewinnenden Lächeln und tiefen Verbeugungen - eine Höflichkeitsform, die auf uns immer so wohltuend wirkt.
Japan ist: grosse Fischfangflotten und Vorliebe zu frischem Fisch
Es ist ein bewölkter Sonntagmorgen, als wir der westlichen bizarren Echizen-Felsküste entlang fahren. Vielbesuchte Tauchschulen und Dutzende von beliebten Krabben- und Fischrestaurants säumen das Ufer. Ein Spezialitätengeschäft nach dem andern stellt alles zur Schau, was das Meer zu bieten hat und das Herz begehrt - von Tintenfisch, Muscheln, Krabben, Lachs und Tang bis zu den kostspieligen Riesenkrabben, die um die hundert Schweizerfranken kosten und in weissen Styroporschachteln fein säuberlich verpackt den Laden verlassen.
Geld spielt offenbar keine allzugrosse Rolle, Hauptsache, das Meerestier ist frisch - am besten, es zuckt noch! Unweigerlich fragen wir uns beim Anblick dieses luxuriösen Angebotes und der grossen Fangflotten in den pittoresken Fischerdörfern, wie lange das Meer diesen enormen täglichen Nachschub von frischem Fisch noch produzieren kann.
Japan ist: Sinn für Bequemlichkeit und Schönheit

Ein Erlebnis spezieller Art ist der Besuch des Waschraums bzw. WC's eines Restaurants an diesem bizarren Küstenabschnitt. Jedes Klo steht mitten in einem individuellen, exotischen Garten, umsäumt von Bonsai-Bäumchen, blühenden Sträuchern und verspielten Steinmonumenten. Aus langen Bambusrohren plätschert Wasser in einen winzigen Brunnen, Vogelgezwitscher erfüllt die Luft und zaubert eine Naturatmosphäre im wahrsten Sinne des Wortes hervor. Dort, wo kein richtiges Wasser plätschert, kann mit einem Druckknopf das Geräusch über Lautsprecher erzeugt werden.

Japan ist: stimmungsvoller Berg Fujisan und tiefblaue Kraterseen

Als wir uns den fünf reizvollen Seen des perfekt geformten Mt. Fuji nähern, versetzen vorbeiziehende Wolkenballungen diesen schlafenden Vulkan in immer wieder neue Stimmungen - mal umgibt ihn eine dunkle Kappe, mal ein weisser Kranz. Abends bewundern wir von unserem einsamen Nachtplatz aus die Lichter der gut beleuchteten Piste zum Gipfel dieses Berges, der in den begehbaren zwei Monaten des Jahres täglich von rund 3000 Besuchern bestiegen wird. Viel Abenteuer ist heutzutage nicht mehr dabei, denn auf Zwischenstationen gibt es die beliebten Getränkeautomaten, die in Japan an jeder Ecke für das Wohlbefinden der Bürger sorgen. Natürlich fehlt auf dem hohen Gipfel auch das praktische Telefon nicht, um den Daheimgebliebenen das Gipfelerlebnis mitzuteilen, und sogar der bequeme Geschenkladen ist offen.

Wir haben absolut keine Lust, uns diesen Massen anzuschliessen, sondern ziehen es vor, diesen faszinierende Berg von unten, von immer wieder neuen Blickpunkten aus, zu geniessen. Er wird zu unserem Lieblingsziel, wenn wir der alles lähmenden Hitze der heiss abstrahlenden Mauern und der Abwärme der unzähligen Klimaanlagen der Hauptstadt entfliehen wollen.
Japan ist: extreme Ballungsgebiete in Küstenregionen und 40 Mio. Menschen in Tokyos Agglomeration
Akuter Platzmangel ist in diesem 125 Millionen Seelen zählenden Inselland das Hauptproblem. Ohne Parkplatznachweis kein Auto! Zuhause muss allenfalls ein Wohnzimmer geopfert werden. Zur Lösung der Parkplätze in den Städten funktionieren geschickt rotierende Autoplattformen in Hochhäusern wie eine Art Lift; für die Bewältigung des Verkehrs sind mehrstöckige, gut ausgebaute Strassen gebaut worden, und für bequemes Einkaufen sorgen luxuriöse, unterirdische Einkaufszentren.
Im lebhaften Stadtteil von Shibuya finden wir auf dem Parkplatz der Residenz des CH-Botschaftspersonals einen guten Stehplatz. Während neun wundervollen Tagen wird deshalb diese zwölf Millionen-Innenstadt für uns zu einem aufregenden, unvergesslichen Erlebnis, geniessen wir sie mit jeder Faser. Wir fahren zu allen Tageszeiten mit den effizient funktionierenden U- und S-Bahnen, die täglich zwei Millionen äusserst disziplinierte Menschen allein in den Stadtteil Shibuya und zurück in ihre Wohngebiete transportieren und im Dreiminuten-Rhytmus verkehren. Wenn auf den belebten Strassen das Grün für Fussgänger aufflammt, verwandeln sie sich in einen einzigen, schwarzen Ameisenhaufen.
Abends begeistert uns eine Flut von Neonlichtern und beleuchteten Lampions. Hier geben sich anmutige Japanerinnen in seidenen Kimonos, korrekt gekleidete Geschäftsherren in Anzug und Krawatte und die Jugend im neuen Modetrend - im Minirock, auffällig geschminkt, mit Glitter im Gesicht, grellrot und weiss gefärbten Haaren und auf 20 cm hohen Korkschuhen - ein Stelldichein.
Japan ist: stille Oasen von Nationalparks mit grossartiger Natur und bezaubernde Schreine
Nur ein paar Stunden von der hektischen Hauptstadt entfernt liegt die grosszügig angelegte Tempelstadt von Nikko in bewaldete Hügel eingebettet. 15000 Künstler aus ganz Japan sollen zu diesem einzigartigen Meisterstück beigetragen haben. Wir bestaunen stundenlang die prunkvollen, überschwenglich mit Gold, Holzschnitzereien und Malereien verzierten Torbogen, Schreine, Glocken- und Trommeltürme sowie die farbenprächtige, fünfstöckige Pagode. Erst, als die vielen Schulklassen den Ort überrennen und uns mit ihrem Lärm auf den Nerv drücken, trennen wir uns von all der Pracht und flüchten uns in die Einsamkeit der nahen Yumoto- und Chuzenji-Seen des Nikko-Nationalparks.
Der Abschiedstag naht in schnellen Schritten. Zum letzten Mal lassen wir beim Ginzan-Stausee, der sich mehrarmig durch eine tiefe Schlucht schlängelt, eine subtropische Bilderbuchlandschaft an uns vorbeiziehen, wie sie uns während unserer elfwöchigen Japanreise immer wieder total begeistert hat. Zum letzten Mal kämpfen wir in der wilden Berglandschaft in Hakuba bei Nagano aber auch mit tagelang anhaltenden heftigen Regenschauern. Dort, wo 1998 ein Teil der Olympischen Spiele stattfand, begehen wir am 17. August 1999 den 500'000 Fahrkilometer unserer Weltreise.
Japan ist: heile Welt und der Versuch, sie so zu erhalten

Am 9.9.1999 ist es dann soweit. Wir nehmen Abschied von Nippon, einem Land, wo wir uns immer sicher und wohl gefühlt haben. Wir nehmen aber auch Abschied von einer Welt, die in ihrem Tun und Denken so anders ist als die Unsrige und wo wir uns wegen Verständigungsschwierigkeiten mit der zurückhaltenden, aber immer höflich und zuvorkommenden Bevölkerung kaum unterhalten konnten, sei es mit dem Taxifahrer, der uns galant die Autotüre öffnete, der einfachen Bäuerin auf dem Kohlfeld am Fusse des Mt. Fuji, der jungen Frau im seidenen Kimono in Hachido oder dem korrekt gekleideten Geschäftsherrn, der uns in Tokyo auf den richtigen Weg lotste. Sie alle tragen dazu bei, dass für uns diese aussergewöhnliche asiatische Inselkette als ganz spezielles Reiseland in Erinnerung bleiben wird.

Als die Mandarin Airlines zu ihrem Flug über Taiwan nach Vancouver in Kanada abhebt, befinden auch wir uns an Bord. Unser treuer Landcruiser segelt bereits mit der ´Bright Stream´der Eastern Car Liner auf Gratisfahrt dem neuen Ziel entgegen.

 
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