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Hier einige Reise-Eindrücke aus den britischen Jungferninseln

 

Tortola Karte

 

Karte der Karibik

klicken Sie auf ein Bild, um es grösser zu sehen

 

 

 

 

 

 

Blick auf Hauptstadt Road Town
und ihren Hafen
Ortsschild in Road Town
Geschwungene Bucht der Cane
Garden Bay, umgeben von Urwald
 

Britische Jungferninseln - "Natur's kleine Geheimnisse"

Es ist Monate her, seit wir das letzte Mal von unserem Landcruiser getrennt wurden und erst das zweite Mal, wo wir den Autoschlüssel unseres Autos aushändigen, das auch unser Heim mit all unserem Hab und Gut ist. (Das erste Mal war es in Yokohama/Japan mit Destination Vancouver/Kanada). Da es eine Gratisfahrt für unseren LandCruiser ist, akzeptieren wir es und setzen volles Vertrauen in die fünfköpfige Crew der "MV Captain Johnny I", die unser Auto auf einer anderthalbstündigen Fahrt nach Tortola auf den Britischen Jungferninseln transportieren wird. Wir selber dürfen diesmal wegen der neuen, strengen Vorschriften der US Homeland Security von und nach US-Häfen nicht mitreisen. Dies ist am Morgen des 22. Juni um 6 Uhr. Drei Stunden später sind auch wir mit der Passagierschnellfähre auf dem Wasser. Die kurze Überfahrt an Deck ist ziemlich ruppig und abenteuerlich. Als die Hochgeschwindigkeits-Fähre aufdreht, können wir uns nur noch krampfhaft auf unseren Sitzen festhalten und sind froh, dass wir einen Platz hinter der Brücke gewählt haben, wo uns der Spray der ständig auf Deck überschwappenden Wellen nicht erwischt. Eine Touristin, die ganz hinten sitzt, wird wohl diese nasse Überfahrt nicht so schnell vergessen.

Geschmackvolle Architektur in Road Town Blick nach East End Wunderschöne Tropenblume
 

Obschon wir der Crew der "MV Captain Johnny I" vertrauen, haben wir trotzdem bei Ankunft am Passagierterminal in Road Town nur noch einen Wunsch: So rasch wie möglich zum Haupthafen zu unserem Auto zu gelangen. Aber wir müssen uns noch etwas gedulden, da es erst heisst, den alt-englischen Papierkrieg hinter uns zu bringen, damit das Auto ins Land einreisen kann. Keith Dawson vom Touristenministerium begleitet uns zu allen Instanzen, von der Versicherung zum Agenten, vom Agenten zum Strassenverkehrsamt, vom Strassenverkehrsamt zum Zoll. Dank seiner geleisteten Vorarbeit und seiner Gegenwart läuft alles ziemlich sanft ab. Neu im Vergleich zu andern Inseln ist dass sich hier unser LandCruiser einer Strassenverkehrsinspektion unterziehen muss, damit er die ingesamt 147 km Inselstrassen fahren darf. Was werden sie wohl alles prüfen, und wie streng wird es gehandhabt? Natürlich sind wir ein bisschen nervös, als die beiden schwarzen Beamten sich mit einem grossen Notizblock nähern. Schon bald realisieren wir aber, dass sie nicht im Sinne haben, uns das Leben schwer zu machen. Das einzige, was sie wirklich prüfen, sind die Lichter. Nach diesem Test bekommen wir eine schriftliche Bestätigung - natürlich wieder gegen Bezahlung einer Gebühr - dass wir mit unseren Schweizer Kennzeichen im Land herum fahren dürfen. Die ganze Bürokratie hat von zehn Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags gedauert und uns auf die Schnelle mal US$ 120 gekostet.

 

              Wandgemälde auf der Ridge Road:

Zubereiten von "Bong Bong" Beladen der Esel mit Sand Männer beim Zuckerrohrschneiden
 

Dachten wir, die Strassen der US Virgin Islands seien die steilsten der Welt, so wurden wir hier schon bald eines besseren belehrt, als wir am späten Nachmittag zur Brewer's Bay im Norden fahren, denn dort soll es, gemäss unserem Reiseführer, den einzigen Camping auf dieser Insel geben. Wildes Campen ist strikte verboten, also halten wir uns erst einmal an diese Bestimmung. Die Strasse verläuft zuerst noch ziemlich eben der Küste entlang. Doch schon nach der Cane Garden Bay steigt sie dann fast senkrecht den Hügel hoch. Der Motor wird infolge Fahrens mit Vollgas in der 1. Untersetzung zu heiss, so dass wir unterwegs anhalten und ihn abkühlen lassen. Bis wir endlich den Gipfel erreichen, wird es ein richtiges Spiessrutenfahren, denn das Schleifen und Stinken der Kupplung, das schon zuvor auf St. Thomas begann, wird zu einem immer grösseren Problem. Wir haben keine Augen mehr für die fantastischen Ausblicke unter uns, sowohl auf die weiss schimmernde Cane Garden Bay wie auch auf "unsere" Brewer's Beach. Als auf dem Aussichtspunkt beim Abstellen des Motors sich auch noch ein Klopfen hörbar macht, das Emil als durchgebranntes Ventil diagnostiziert, wird mir richtig übel. Einen schlechteren Ort hätten wir uns wahrhaftig nicht aussuchen können. Wie kommen wir wieder nach Road Town zurück, wenn überhaupt? Wir machen uns gleich an das Messen der Kompression der Ventile. Als unser "Sorgenkind", Zylinder Nr. 2, immer noch anzeigt, schöpfen wir wieder neue Hoffnung, dass Emil's Diagnose Fehlalarm war. Und tatsächlich ist es auch so - ein Fels fällt uns vom Herzen!

Malerische Well Bay auf Beef Island Exotische Kelchblume Vogel im Geäst
 

Ein bisschen ruhiger nehmen wir den ebenso steilen Abstieg zum Camping in Angriff, allerdings immer noch mit dem Schwert im Rücken, dass wir ja irgendwie wieder hoch müssen. Was uns dann aber nach all dem "Geschinde" am meisten ärgert ist, dass der Camping an der Brewer's Bay nur für Zelte zugänglich ist, und die mietbaren sehen auf den ersten Blick ziemlich verkommen aus. Ob die überhaupt noch in Betrieb sind? Aber plötzlich hören wir Gelächter von angeheiterten Menschen, von einer Gruppe Amerikanern aus North Carolina, die sich in zwei gemieteten Zelten installiert haben. Es sind alles befreundete Segler, die zum Abschluss ihrer einwöchigen Segeltour durch die traumhafte Inselwelt der BVI (soll eines der schönsten Gebiete für Segler sein) hier ihre letzten drei Ferientage am Strand verbringen wollen. Sie winken uns zu sich, und schon bald macht zu unserer Begrüssung eine Flasche französischer Weisswein die Runde. Auf den zweiten Blick stellen wir dann fest, dass die Zelte eigentlich gar nicht so schlimm sind, wie sie auf den ersten Blick ausgesehen haben. Im Gegenteil, sie sind sehr komfortabel eingerichtet, mit zwei normalen Betten mit weissen Laken überzogen, natürlich alles hinter einem hier in den Tropen unentbehrlichen Moskitonetz. Vor dem Zelt gibt es einen grossen Holztisch, Bänke und Stühle, eine Box mit Eis und eine Petrollampe. Kosten pro Zelt pro Nacht US$40. Die einzige hier anwesende Frau teilt uns mit, dass nur sie in einem Zelt schläft. Die andern haben ein nahegelegenes klimatisiertes Hotelzimmer vorgezogen. Schade für all die karibische Romantik, wo sie doch in ein paar Tagen zuhause sowieso wieder in ihrer gewohnten Umgebung sind! Daran denken wir, als wir in der lauen Tropennacht den leuchtenden Sternenhimmel betrachten und dem gleichmässigen, sanften Plätschern der Wellen lauschen. Wir haben uns einfach neben dem Camping direkt ans Meer gestellt.

 

Auf der Küstenstrasse nach West End
Sopers Hole Wharf & Marina in West End
Brewers Bay mit dem einzigen
Camping nur für Zelte
 

Irgendwie beschäftigt Emil die Rückfahrt mit der schleifenden Kupplung auf der fast senkrecht aufsteigenden Strasse zu sehr, als dass er hier noch einen weiteren Tag verbringen will. So fahren wir gleich nach dem Morgenessen wieder los und schaffen es gerade noch auf der zweiten, weniger steilen Zugangsroute. Oben beim "Scenic Ridge Drive" angelangt, der fast die ganze Insel durchquert, fahren wir von West nach Ost und geniessen erst mal all die Aussichten auf das ruhige Städtchen Road Town und seinen Hafen. In einer Strassenkurve halten wir fasziniert an. Eine hohe Mauer ist mit einem wunderschönen, nostalgischen Gemälde nach dem andern bedeckt, sehr liebevoll und eindrucksvoll gemacht. Sie zeigt nostalgische Szenen aus früherer Zeit: Hühnerfütterung aus dem Küchenfenster, auf dem Weg zum Markt, Kinder vor dem Schulhaus, Zuckerrohrernte, Zubereitung von "Bong Bong", Beladen der Esel mit Sand, nur um einige zu nennen. Dann fahren wir definitiv wieder an den Küstenstreifen zurück, erst einmal nach der Suche nach Wasser, denn wir haben nirgends einen Wasserhahn gesehen, auch an keiner Tankstelle. Wasser wird hier gekauft, erfahren wir. Wir füllen dann bei einer Entsalzungsanlage unsere zwei 20-Liter Kanister und bezahlen dafür 0.14 US-Cents. Das junge Mädchen an der Kasse meint lachend, dass sie noch nie jemandem für so wenig Geld eine Quittung ausgestellt habe. Als nächstes schauen wir uns krampfhaft nach einem neuen Nachtplatz in der Ebene um. Wildes Campingverbot hin oder her, es bringen uns keine zehn Pferde mehr nach Brewer's Bay zurück. Wir bleiben in der Ebene. Auf Beef Island, in der Nähe des Flugplatzes, machen wir an der romantischen Well Bay schon bald ein verstecktes Plätzchen aus, wo wir uns dann in der Dunkelheit hinstellen und eine überraschend ruhige Nacht verbringen.

 

Katamaran in der Sopers Hole Marina

Long Bay beim Belmont Point

Felsen bei der Well Bay Küste

 

Doch am nächsten Tag plagen uns unsere Sorgen wieder: Ob wir wegen der verölten Kupplung (obwohl erst vor rd. 23'000 km eingebaut) hier in Tortola stranden werden, ob uns die Polizei auf unserem wilden Nachtplatz aufstöbern wird, und vor allem aber, ob das Inkrafttreten der neuen US Marine-Sicherheitsbestimmungen ISPS ab 1. Juli unsere Rückreise nach Sinnt Maarten, die über St. Thomas und St. Croix auf den US Virgin Islands erfolgt, verunmöglichen wird. Wir wollen kein Risiko eingehen und beginnen deshalb gleich mit dem Organisieren unserer Rückreise in einer Woche. Das Nachtplatzproblem löst sich dann zwar am dritten Tag, indem uns die Amerikaner Chris und John mit Sohn Charlie und den beiden Hunden Coca und Trixie auf Beef Island in ihre wunderschön gelegene Villa mit freiem Meeresblick einladen. Wir dürfen auf ihrem Vorplatz parken, und in ihrem Gästehaus Dusche und Kühlschrank benutzen und sind erst noch ganz in der Nähe unserer Lieblingsstrände - der idyllischen Well Bay mit den vorgelagerten Korallenstöcken und der hufeisenförmigen Long Bay, wo wir meistens den Strand ganz für uns alleine haben.

 

Cane Garden Bucht mit Segeljachten Badevergnügen in Long Bay Die Masten des Sunsail Jachthafen
 

Jeden Tag bewundern wir beim Vorbeifahren die vielen farbenfrohen Segeljachten in der Sunsail Marina. Eines morgens verleitet es uns zum Schnuppern. Wir setzen uns auf die schattige Veranda und schauen dem Treiben zu. Neuankömmlinge mit bleichen Gesichtern karren ihre Koffer und ihren Proviant zu ihrem frisch gemieteten Boot. Braungebrannte, die die schönsten Tage des Jahres bereits hinter sich haben, sind am Packen für den Rückflug. Trotzdem wir lieber mit beiden Füssen auf der Erde stehen, könnte uns der Wunsch beim Anblick all der wunderschönen Luxusjachten doch packen, sich einmal für ein paar luxuriöse Tage auf dem Wasser treiben und verwöhnen zu lassen. Besonders die Katamarane mit dem ganzen Wohnraum hinter Glas haben es uns angetan. Wir haben aber absolut keine Ahnung, in was für einer Preisklasse sich Segelferien bewegen. Als wir im Katalog blättern und die Preise studieren, staunen wir nur noch: Je nach Klasse kostet eine Jacht zwischen US$300 und 1'000 pro Tag; Katamarane zwischen US$500 und 1000. Mietet man sie mit einem Skipper, so kommen pro Tag $140 dazu, für einen Koch ca. $105. Am teuersten wird es in der Hauptsaison: mit Personal, jedoch ohne Essen bis zu $ 3'210 pro Tag, sieben Tage Minimummiete! Uns wundert es nicht mehr, dass die BVI in die teuerste Karibikzone überhaupt gehören. Denn studiert man auch die im Prospekt des Touristenbüros aufgelisteten Hotels, so findet man doch deren sieben in der Preislage von über US$ 10'000 (zehntausend) pro TAG - entweder für die ganze Insel, eine Villa oder dementsprechende Suite. Das teuerste ist die Richard Branson gehörende Necker-Insel für US$ 38'000 pro Tag! Weil sich natürlich bei einem solchen Preisniveau nur die "Elite" der Welt trifft, findet man auf den BVI zwangsläufig auch jede mögliche Weltbank: UBS, Liechtensteinische und Kaimanische-Privatbanken etc. etc. In der tropischen Hitze wird ja nicht nur die Wäsche gewaschen....., und offensichtlich können auch mancherorts soviel Steuergelder eingespart werden, dass man sich hier die schönsten und luxuriösesten Villen und Jachten leisten kann. Erstaunlicherweise gilt auf den Britischen Jungferninseln der amerikanische Dollar als offizielle Währung.

 

Langgezogene und einsame
Long Bay auf Beef Island
Abschied von Road Town
Zauber eines tropischen Sonnenuntergangs

 

Die sechs Tage auf den BVI vergehen wie im Traum. Am Montag, 28. Juni 2004, ist es dann bereits wieder soweit: Unser LandCruiser und wir treten die Seereise zurück nach St. Thomas auf den amerikanischen Jungferninseln wieder getrennt an, wo uns am gleichen Abend "unsere MV Cap Canaille" nach Sint Maarten an Bord nehmen wird. Als wir uns vom verschlafenen Städtchen Road Town entfernen, haben wir denn doch ein wenig das Gefühl, "Natur's kleine Geheimnisse" zu wenig ausgekostet zu haben.
 
 
Zeitungsartikel über uns in den britischen Jungferninseln:
Interview: "World travellers enjoy Tortola call", 29. Juni 2004