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Hier einige Reise-Eindrücke aus Suriname

 

 
 
 
Suriname Karte

 

 
Karte der Guyanas

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Die von der EU gespendete Grenzfähre „MV Canawaima“ über den Corentyne-Fluss von Guyana nach Suriname ist abfahrtbereit
Die braunen Lehmfluten des
Amazonas-Flusses werden durch
die Meeresströmung bis nach
Suriname und Guyana getragen
Ein einsames Holzkirchlein
entlang der Strasse
Nieuw Nickerie - Paramaribo
 
Suriname – "holländische Vergangenheit in den Tropen"

Das ferne Gedröhne von Brüllaffen und das melodiöse Zwitschern exotischer Vögel wecken uns auf dem Parkplatz am Rande des Urwalds in Moleson Creek, dem Fährenterminal von Guyana nach Suriname, wo wir umschwärmt von fressgierigen Stechmücken die Nacht in unserem Auto verbrachten. „Die Mücken tragen hier ganze Kühe weg“, warnte uns der Chef der Fähre, der gestern abend noch für einen kleinen Schwatz vorbeikam. So kann man diese Viecher-Plage auch nennen! Kleine, grüne Geckos und zwei wilde Hunde leisten uns beim gemütlichen Morgenessen Gesellschaft. Gegenüber 2003 hat sich hier absolut nichts verändert: Die vom Europäischen Entwicklungsfond gespendete Grenzfähre „MV Canawaima“ fährt immer noch um 11.30 Uhr, die Formalitäten ziehen sich immer noch dahin und die Autoversicherung für Suriname kontrolliert man immer noch dreimal – denn ohne sie darf das Auto nicht an Bord. Der einzige Unterschied für uns ist, dass man uns diesmal nicht für unsere persönlichen Gegenstände abzocken kann, weil wir im Transport & Harbor Department (THD) in Georgetown vorgängig vorsprachen und sich der Chef, Mr. Charles, für uns einsetzte, dass wir nur den normalen Pkw-Preis bezahlen müssen, nämlich US$20.

Ein Raubvogel lauert auf Beute
Die ersten 29 km ab der Fährenanlegestelle
und Zoll führen auf einer Erdpiste durch Busch
Rote Pfefferschoten auf einem
verlassenen Baucamp
 
Es ist ein sonniger Morgen, als wir zusammen mit sechs weiteren Fahrzeugen und vielen Passagieren den braunen Corentyne Grenzfluss nach Suriname überqueren und schon kurze Zeit später auf schlechter, verlöcherter Erdpiste die 29 km bis zur guten Asphaltstrasse schaukeln. Es geht durch "Niemandsland", mal durch Dschungel mit vielen rotschwarzen Schmetterlingen, dann wieder durch ausgedehntes Schwemmland. Nach Nieuw Nickerie dehnen sich beiderseits der Strasse weite, sattgrüne Reisfelder aus, unterbrochen von gelegentlichen Bananen- und Palmenhainen, als wir in Richtung Paramaribo, der Hauptstadt, fahren. Ab und zu taucht ein kleines Dorf mit einer dekorativen Miniaturholzkirche und einfachen Holzhäusern auf, wo am Strassenrand frische Früchte und Gemüse angeboten werden. An der ersten Tankstelle halten wir, um den gegenüber Guyana bedeutend preisgünstigeren Treibstoff aufzufüllen. Der indische Tankwart schaut uns fragend an: „Seid Ihr nicht schon einmal hier gewesen“, begrüsst er uns strahlend. Diese Frage stellt man uns in den kommenden Tagen überall immer wieder - eigentlich erstaunlich nach über zwei Jahren seit unserem ersten Besuch. Vermutlich sieht man nicht allzu oft ausländische Autos mit solch typischem „Safari Look“.

Reisfelder werden mit Traktoren mit speziellen Antriebsschaufeln bearbeitet
Das nostalgische Kirchlein von Totness
Zwei einfache Bretterbehausungen
in Totness
 

Natürlich ist beim Zweitbesuch der Reiz des Neuen weniger gross als beim Ersten. Alles ist vertraut, alles ist familiär, was das Gefühl einer Routine aufkommen lässt. Trotzdem gefällt uns Suriname wieder gut, denn die Menschen sind freundlich, offen und interessiert. Und es ist angenehm, auch noch abends sorglos bei einem grossen Parbo Bier an der Wasserfront sitzen zu können, was in Guyana völlig undenkbar ist. Doch nachts fühlen wir uns auf einem bewachten Platz doch auch sicherer. Diesmal dürfen wir auf dem Gelände eines Sportclubs stehen. WC, Duschen und das Restaurant stehen uns zur Verfügung, nicht aber der Tennisplatz (spielen wir ohnehin nicht) und das Schwimmbad, bis uns am letzten Abend der Vizepräsident persönlich das letztere auch noch gestattet - aber leider eben erst am letzten Abend.

 

Die imposante Moschee von
Paramaribo vom Turm der
St. Peter & Paul Kathedrale aus
Blick vom Turm der Kathedrale auf
Häuser und den Suriname Fluss
Die Postraat in Paramaribo mit ihren kolonialen weissen Säulenhäuser
 

Dieses Mal beschränken wir uns auf die Hauptstadt Paramaribo, die mit ihren knapp 300’000 Einwohnern mehr Stadtcharakter zeigt als Georgetown mit etwa gleich viel Menschen. Wir bestaunen auch heute die klassischen Strassenzüge mit ihren weissgetünchten stattlichen Säulenbauten im holländischen Baustil und die in Weiss und Gold leuchtende Moschee, die als eine der grössten in der Karibik gilt und gleich neben einer schlicht gehaltenen weissen Synagoge steht – sicher einmalig in der Welt. Dann die vielen verspielten indischen Tempel, vor allem den Arya Dewaker, und die ockerfarbige römisch-katholische Holzkathedrale, die – wie auch Georgetown – den Titel des weltgrössten freistehenden Holzgebäudes beansprucht. Vor zwei Jahren konnten wir noch auf der morschen und wackeligen Holztreppe senkrecht zur Turmplattform hoch steigen, wo sich uns eine wunderbare Aussicht auf die traditionellen Strassen und Häuser, auf den Suriname Fluss, die Brücke, auf die Moschee und den bekannten Palmenhain – genannt “Palmentuin” - bot. Jetzt ist sie aber wegen Renovationsarbeiten geschlossen.

 

Römisch-katholische Holzkathedrale,
die – wie auch in Georgetown – den
Titel des weltgrössten freistehenden Holzgebäudes beansprucht
Inneres der St. Peter und
Paul Holzkathedrale
Blick vom Turm der St. Peter
und Paul Kathedrale auf einen
Stadtteil von Paramaribo
 

Unser Lieblingsplatz ist die „Waterkant“, die gepflegte Promenade mit Gartenrestaurants am Suriname Fluss, wo sich auch die Einheimischen gerne promenieren. Oft ist auch ihr Singvogel in einem kleinen Käfig mit dabei - ein unscheinbarer kleiner Finke, der – wie übrigens auch in den Nachbarländern - zum Wettbewerbsingen trainiert wird und überall hin mitgenommen wird. An Sonntagen wird es wirklich lebhaft, wenn die zu einem Partyboot umfunktionierte alte Fähre, vollbepackt mit feiernden und tanzenden Menschen flussauf- und – abwärts schippert. Vor der Inbetriebnahme der Brücke tuckerte sie immer zwischen Paramaribo und Meerzorg auf der Ostseite des Suriname Flusses hin und her. Die afrikanischen Rhythmen verbreiten dann überall Hochstimmung. Während Guyana sich sehr stark an die Karibik anlehnt und Calypso, Soca und einen sehr aggressiven „Rapstil“ aus Jamaika bevorzugt, hört man hier eher moderne afrikanische Rhythmen mit teilweise auch karibischen und indischen Einflüssen. Interessant an Suriname ist auch der enorme Schmelztiegel verschiedener Rassen, der sich wie folgt aufteilt: 37% Inder, 10% Schwarze (Busch-Negroes), 31% Kreolen (Mulatten), 15% Indonesier, 7% Chinesen und Europäer. Oder "religionsweise": 48% Christen, 27% Hindus, 20% Muslime und 5% Verschiedene, u.a. auch Juden und Naturreligionen.

 

Diese in Weiss und Gold
leuchtende Moschee gilt als eine
der grössten in der Karibik
Moschee und Synagoge
gleich nebeneinander – wohl
einmalig in der Welt
Der indische Arya Dewaker Tempel
in seiner dekorativen Architektur
 
Praktisch alle Supermärkte sind in chinesischen Händen. Unser bevorzugter ist der ‚Combé’ mit seinen günstigen Extraangeboten. Dort macht das Einkaufen einfach noch Spass. Das Preisniveau ist zwar ähnlich wie in Guyana, obwohl das Bruttosozialprodukt von Suriname mehr als doppelt so hoch ist wie dasjenige von Guyana (2003: US$2’140 gegenüber US$830 pro Person), jedoch die Auswahl ist erheblich grösser: Käse, Würstchen, Marmelade, Silberzwiebel, Rot- und Sauerkraut, Apfelmus aus Holland, Pilze aus China, Fruchtpulver aus Chile, Kaffee aus Brasilien, Milchpulver aus Texas und Gewürze aller Herren Länder landen in unserem Einkaufswagen. Nachher haben wir unsere liebe Mühe, alles auf kleinstem Platz im Auto zu verstauen. Aber in Französisch Guyana ist alles dreimal teurer, also heisst es aufstocken.
 

Die Statue von Königin Wilhelmine der Niederlande vor dem Fort Zeelandia
Der heute Präsidentenpalast war
früher die Governor’s Mansion
Ein nostalgischer Briefkasten
aus der holländischen Zeit
 

Leider findet man in Suriname praktisch keine Sandstrände - nur braune Lehmfluten, die der Amazonas in den Atlantik entlässt und die durch die Meeresströmung der sogenannten Guyanaküste entlang, unterstützt durch die vielen grossen und trägen lokalen Flussmündungen, bis zum Orinoco-Delta vordringen. Daher gilt das Land kaum als Touristenparadies, obwohl es in anderer Hinsicht doch viel zu bieten hat: 95% der Gesamtfläche von 163'270 km2 sind von ursprünglichem Urwald bedeckt, der allerdings meist nur mit grossem Aufwand mit Privatflugzeug, auf Flusswegen und zu Fuss erforschbar ist. Die gesamte Bevölkerung von 438'000 Einwohnern lebt im nördlichen, absolut flachen Küstenstreifen auf den restlichen 5%. Doch das Brownsberg Naturreservat ist - wenn auch auf schlechten Pisten - auch per Auto erreichbar. Und dort sind wir vor zwei Jahren auch hingefahren. Faszinierend ist, dass wir nur einen Katzensprung von den prächtigen Strassen der Hauptstadt entfernt in tiefes traditionelles Afrika tauchen, wo Buschneger in strohbedeckten Hütten in Waldrodungen neben der sandigen, roten Erdpiste leben. Ab und zu sehen wir noch barbusige Frauen, die sich aber rasch verziehen, sobald wir anhalten, und Affen, welche die Strasse durchqueren. Wenn wir dachten, die rund 200 km hin und zurück locker an einem Tag schaffen zu können, täuschten wir uns gewaltig. Wir konnten mit nicht mehr als 20km/Std. durch die vielen Löcher und teils aufgewühlte Sandpiste holpern. Als wir endlich auf eine breitere und besser unterhaltene Erdstrasse stiessen, wurde gleichzeitig auch der Verkehr stärker, so dass wir von überholenden Autos ständig in eine rote Staubwolke gehüllt waren, was ohne Klimaanlage in der herrschenden Hitze nonstop Fenster rauf-, Fenster runterkurbeln hiess.

 

Die imposante Brücke über
den Suriname Fluss
Helikonia - eine der
faszinierenden Tropenblumen
Die zu einem Partyboot umgebaute
alte Fähre auf dem Suriname Fluss
 

In Brownsberg, einer kleinen Holzhüttensiedlung, zweigt dann die Piste zum Reservat ab. Sie ist kurvig, einspurig und steil. Als wir durch das dichte Dschungelblätterwerk fahren, erinnern wir uns an den Ratschlag des Touristenbüros, dass man im Dorf aus Sicherheitsgründen ein Geleitfahrzeug anfordern soll, dem man nachfahren kann – kostet US$30. Reine Geldmacherei! Leider kommen wir punkto Aussicht auf das „Blommestein Meer“ wegen der herrschenden Diesigkeit vor der Regenzeit nicht auf die Rechnung; wir können die Grösse nur erahnen. Es ist Mitte Nachmittag, als wir auf einer ebenen Kiesgrube von Dschungel umgeben Mittagsrast halten und dabei feststellen, dass einer der Reifen nur noch wenig Luft hat, was für Emil wieder einmal Arbeit bedeutet. Bis der Radwechsel fertig ist, ist es zum Weiterfahren definitiv zu spät geworden. Wir beschliessen, gleich hier zu campen. Als die Nacht herein bricht, lauschen wir vergebens auf das Erwachen des Dschungels. Ausser dem Blinken einiger Leuchtkäfer und dem Schreien einiger Vögel geschieht nichts. Enttäuscht legen wir uns schlafen.

 

Ein Baumriese strebt
himmelwärts
Unser Campingplatz auf einer Kiesgrube
im Dschungel bei Brownsberg
Die einfache Brownsberg-
Hüttensiedlung
 

In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages fahren wir weiter zum pittoresken Strohhüttendörfchen Afobaka, am Ufer des Blommestein Staudamms gelegen. Dieser Staudamm produziert die Elektrizität für ganz Suriname. Frauen waschen am Seeufer, Männer fischen, und ein farbenfrohes Holzboot wird gerade für ein Picknick beladen – es ist eine friedliche Stimmung. Am frühen Nachmittag machen wir uns dann wieder auf denselben staubigen Rückweg. Bei einer Weichsandpassage steckt ein gelber Bus mit zwei Afrikanern fest. Wir ziehen ihn mit unserer Seilweise raus: ihre strahlenden Gesichter und ihr freudiges Hände klatschen sind Dank genug! Am Abend beschäftigen wir uns dann drei volle Stunden, um unseren nicht mehr dicht haltenden LandCruiser innen und aussen vom penetranten roten Staub zu säubern. Trotzdem: Das Hinterland war die Fahrt definitiv wert!

 

Strohhütte auf dem Weg nach Afobaka beim Blommestein Staudamm
Ein Schilfteich am Urwaldrand auf dem
Weg zum Blommestein Meer
Einfaches Leben der Buschneger
in einer Urwaldrodungen
 

Das erste Wort, das wir auf holländisch lernten, heisst „Drempel“. Es bedeutet Hemmschwelle und begleitet uns mehr als uns lieb ist durch ganz Suriname. Ausser in Mexiko, wo sie „Topes“ genannt werden, haben wir sie nie mehr in solch grosser „hemmender“ Anzahl erlebt. Übrigens finden wir es komisch, in solch einer tropischen Umgebung auf holländisch angesprochen zu werden. Aber wir sind Weisse, also müssen wir Holländer sein. Während Holländisch für alle Einwohner (noch) die obligatorische Amtssprache ist, spricht ein grosser Bevölkerungsteil eine sogenannte Mischsprache "Sranang Tongo" (auch Taki-Taki genannt), von der wir überhaupt nichts verstehen. Daneben lernen sehr viele Englisch, und natürlich hört man oft auch Hindi, Javanisch und Chinesisch. Kürzlich war sogar die Rede, die holländische Amtssprache durch das Englische abzulösen. Interessant ist übrigens, dass Schweizer – neben einigen wenigen anderen „exotischen“ Besuchern – kein Visum zum Besuch des Landes benötigen, jedoch offenbar sogar die Holländer und die französischen Nachbarn.

 

Ein Boot wird am Ufer des
Blommestein Stausees beladen
Einfaches Leben in Afobaka am
Ufer des Blommestein Staudamms
Familien waschen am Ufer des
Blommestein Meers
 

Wie vor zwei Jahren, ist unser spezieller LandCruiser auch jetzt wieder ständig von staunenden Menschen umringt und öffnet uns die Türe zu manchen Einladungen: Wir lernen Erika und Sigi aus der Schweiz kennen, die vor sechs Jahren nach Suriname ausgewandert sind und jetzt hier von Erikas Pension gut leben können. Sigi ist ein schwarzer, talentierter Musiker aus Suriname und spielt nun hier als Einmann-Band an Hochzeiten, Kirchenanlässen etc. Eines Mittags hat uns Erika wunderbar bekocht, und zum Kaffee gab es sogar echte Basler Läckerli. Dann Köbi, der für die Firma Bühler in Uzwil/CH in der ganzen Welt auf Montage ist und in Suriname eine Kornabsaugvorrichtung für Schiffe überwacht. Mit ihm haben wir an der „Waterkant“ manch grosse Einliterflasche lokales Parbo-Bier geteilt. Dann gab es den französischen Polizisten Philippe, der für ein Wochenende aus Französisch Guyana nach Paramaribo kam und uns dabei spontan seine Wohnung in Saint Laurant-du-Maroni jenseits des Grenzflusses anbot, wo wir ihn dann auch besuchten. Aber auch mit einheimischen Familien ergab sich mancher interessanter Kontakt. Es regnet in Strömen, als wir uns am 31.5.05 vom gastfreundlichen Suriname zum zweiten Mal verabschieden und uns die französische Fähre vom kleinen Grenzort Albina über den zwei Kilometer breiten, braunen Marowijne Grenzfluss zu einem noch tropischeren Land tuckert.

 

Braunes Schwemmland, hauptsächlich verursacht durch den Amazonas-Fluss
Eine weitere eigenartige
Tropenblume
Wolken spiegeln sich im
Commewijne Urwaldfluss
 
Zeitungsartikel über uns in Suriname:
Artikel: "Wereldrecordhouders Langste Wereldreis Met Auto In Suriname", 11. März 2003
Artikel: "Langste Reis Om De Wereld In Een Auto", 13. März 2003