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Viel Vergnügen mit einigen Reiseeindrücken aus Laos

 

Laos-Karte

 

 

Karte von Südostasien
 
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um es grösser zu sehen

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Hirte hütet sein Vieh auf
einem abgeernteten Reisfeld
Mädchen tragen ihre Lasten auf
„Sherpa“-Art mit einem Stirnband
Das erste Bergdorf nach der Cau Treo-
Grenze mit seinen Holzhäusern auf Stelzen
 
Der mauerdicke Nebel auf der Passhöhe beim Cau Treo Grenzübergang verschluckt das laotische Grenzgebäude fast gänzlich, als wir es am frühen Nachmittag des 24. Januar 2006 von Vinh/Vietnam kommend betreten. Durch die offenen Türen der unwirtlichen Wartehalle bläst ein eiskalter Wind. Fröstelnd warten wir, bis der zuständige Beamte für die Visumserteilung hinter dem kleinen Schalterfenster erscheint und uns das direkt an der Grenze erhältliche Visum für US$30 an Ort und Stelle ausstellt. Diese einfache Möglichkeit der Visa-Beschaffung finden wir sehr praktisch. Allerdings hat es den grossen Nachteil, dass es nur für zwei Wochen gültig ist, was sich für uns dann im nachhinein eindeutig als einige Tage zu kurz herausstellt. Entgegen aller Voraussagen, werden auch unsere Pässe und das Carnet de Passages ganz korrekt und ohne irgendwelche Korruptionsanzeichen eingestempelt. Und was wieder besonders angenehm ist: Niemand interessiert sich auch nur im geringsten, was wir alles im Auto mitführen.
 

 

 

 

Fröhliche Kinder vor dem Dorfladen
Auf der Veranda eines
Stelzenhauses wird gekocht
Das Leben spielt sich
meistens draussen ab
 
Sobald wir den ungemütlich feuchtkalten Grenzposten verlassen haben, wagen wir einen ersten zaghaften Blick auf die vielen vor dem Zoll lose aufgestapelten Draht-Hundekäfige und atmen sofort erleichtert auf, als wir sehen, dass alle leer sind. Normalerweise sind sie vollgestopft mit aus Laos eingesammelten Hunden jeglicher Rassen auf ihrer letzten Fahrt nach Vietnam. Oft müssen sie in der grössten Hitze ohne Wasser und Nahrung tage- und nächtelang an der Grenze ausharren, und ihr Gebell und Gewinsel muss herzzerreissend sein. Die Horrorgeschichten, die wir später bezüglich deren brutale „Schlachtung, resp. Kochweise“ gehört haben, wagen wir hier gar nicht wiederzugeben. Auf jeden Fall sind sie im Nachbarland Vietnam in irgend einer Fleischsuppe, gebraten oder in was immer für einer pikanten Sauce wieder zu finden. Ja, es ist grauenhaft, was hier mit unseren intelligenten und anhänglichen „Lieblingen“ passiert. Wir sind richtig froh darüber, dass uns dieser emotionelle Anblick erspart bleibt und wir unsere Einreise nach Laos ungetrübt beginnen dürfen.
 

 

 

 

Eingefangene Hunde in Laos auf ihrer letzten Reise nach Vietnam:
Ein neuer Transport rollt an .....
..... mit den bedauernswerten Kreaturen –
ohne Wasser – in ihren Käfigen .....
..... und umladen an der Laos-Grenze
für den Weitertransport nach Vietnam
 
(Kurze Zeit später allerdings, als wir uns auf einem Ausstellplatz neben der Strasse endlich heisshungrig mit einer wärmenden Schnellnudelsuppe und Bologna Wurst verköstigen, bin ich gottlob zu sehr mit Essen beschäftigt, so dass nur Emil im Augenwinkel sieht, dass gerade wieder eine neue Ladung mit Hunderten von eingefangenen Hunden zur Grenze unterwegs ist). Es ist eine andere Kultur, wir wissen es. Doch werden wir nie und nimmer verstehen können, warum Tiere in einigen Erdteilen so furchtbar gefühllos behandelt werden. Wir haben englische Reisekollegen, Sandy Methven und Michael Groves (www.expeditionoverland.com), die Fotos davon gemacht haben, um Erlaubnis zur Übernahme angefragt. Und sie haben zugestimmt. Vielleicht hilft es, wenn mehr und mehr Menschen davon erfahren und vielleicht kann auch jemand etwas gegen diese Tierquälerei unternehmen.
 

 

 

 

Hier werden Ziegel gebrannt
Hütte mit eingezäuntem Gärtchen
entlang des Mekong
Ein buddhistischer Tempel
im Urwaldgrün
 
Ein neues Land, eine neue Kultur, ein neues Gefühl. Unser erster Eindruck von Laos ist: „Nepal sehr ähnlich!“. Genau, wie wir es vom Himalaya-Staat in Erinnerung haben, genauso sehen wir auch hier junge Burschen, die schwere Lasten mit dem Stirnband tragen und Frauen, die sich ihre mit Holz gefüllten Körbe auf den Rücken schnallen und mit gekrümmtem Rücken des Weges ziehen. Die Strasse, der wir nun von der Grenze folgen, bleibt einsam, ist aber neu und erst seit kurzem asphaltiert. Wir begegnen keinem einzigen Auto. Nach den überfüllten und abgasreichen Strassen Vietnams und den endlosen Ebenen, kommt uns diese Menschenleere und die herrliche Gebirgswelt wie ein Hauch frischer Luft vor. Und als wollte sich uns Laos von seiner besten Seite offenbaren, lichtet sich auch plötzlich der Nebel und am Horizont taucht ein hoffnungsvoller Lichtschimmer auf. Ja, und dann begrüsst uns auch die so lang vermisste Sonne wieder - wir fühlen uns wie neugeboren!
 

 

 

 

Am Zusammenfluss des Mekong und
Nam Kading Flusses in Pak Kading
Schilfwedel und Sandbank in Pak Kading
Blick vom Saga Aussichtspunkt auf das Karstgebirge auf der Route 8 westwärts
 
Ein lang entbehrtes Gefühl von Freiheit erfasst uns wieder, als unser Blick durch die Weite und Leere dieses Berglandes schweift - Laos hat nur 1/10 der Bevölkerung Vietnams - und wir wieder einmal nur von Natur umgeben sind. Nach den vielen Wochen des „Kaum-alleine-seins“ haben wir auch fast vergessen, wie herrlich und wohltuend Einsamkeit sein kann. Und wenn wir den wenigen von Wind und Wetter gegerbten Gesichtern der einfachen Bergbevölkerung begegnen, begucken sie uns nur mit gewisser Scheu aus der Distanz, im krassen Gegensatz zu Vietnam, wo die Menschen neugieriger sind und gutgemeint am liebsten bei uns an allem hautnah teilhaben möchten. Zur Abwechslung und als Privatsphäre liebende Europäer ist uns diese Zurückhaltung willkommen. Gleich übermannt uns beide auch sofort der Wunsch, unser Nachtlager unter dem leuchtenden Sternenhimmel aufzuschlagen - an schönen, wilden Campingplätzchen fehlt es nicht. Aber eben, noch lässt es mein kürzlicher Beinbruch aus Kambodscha leider nicht zu. Stattdessen schlafen wir die erste wie die weiteren Nächte in unserem 153. Land weiterhin gezwungenermassen in einem Bett, heute im kleinen Souriya Gästehauses in Lak Sao, dem ersten Dorf nach der Grenze. Das Zimmer ist klein und kalt und die Steppdecke dünn, und nur unsere eigenen, wärmenden Wolldecken aus Amritsar in Indien helfen uns, die Nachtstunden in wohliger Wärme zu verbringen. So langsam beginnen wir die „vier unpersönlichen Wände“, auf die wir seit Kambodscha angewiesen sind, zu hassen, und es kommt auch beinahe schon eine gewisse Art von Klaustrophobie auf.
 

 

 

 

Eine Frauengruppe übt am Ufer
des Mekong einen Tanz ein
Eine kleine Rast am Mekong-Fluss
Sonnenuntergang am
Mekong in Vientiane
 
Fröhliches Vogelgezwitscher weckt uns am nächsten Morgen und die Sonne lacht von einem stahlblauen Himmel. Das grandiose Gefühl von Weite ist sofort wieder da. Wir geniessen es, auf der guten Strasse der kaum befahrenen Route 8 durch ein bizarres Karstgebirge gemütlich dem Mekong entgegen zu rollen, vorbei an malerischen Bergdörfern mit Hütten aus geflochtenen Palmblättern oder auf Stelzen, wo wir uns sofort um Jahrzehnte zurückversetzt fühlen. Mutterschweine und quietschende Ferkel kreuzen oft unseren Weg, Hühner gackern nervös und Kinder spielen ausgelassen auf der Strasse. Vor den einfachen Behausungen entdecken wir mancherorts einige nur wenige Quadratmeter grosse, gepflegte Gemüsegärtchen, die zum Schutz gegen frei herumlaufende Haustiere sorgfältig mit Bambus eingezäunt sind. Nirgends gibt es Abfall zu sehen, alles ist saubergefegt mit den selbst hergestellten Besen, deren Grundmaterial die grünen Schilfwedel bieten, die überall auf den Hügeln wachsen. Das halbe Land - Jung und Alt, vor allem weiblichen Geschlechts – schneidet und sammelt diese Grashalme und legt sie entlang der Strasse zum Trocknen aus. Der Samen wird mit Schlagen oder mit Rollen entfernt. Dieser Trocknungsprozess findet nicht etwa nur lokal auf einigen Metern statt, sondern breitflächig und praktisch überall im ganzen Land. Wer allerdings am Ende die Abnehmer der x-Tausenden von Besen sein werden, ist uns schleierhaft.
 

 

 

 

Das Stadttor ,Patuxai’ in Vientiane – eine Nachahmung des Pariser ‚Arc de Triomphe’
Blick vom ‚Patuxai’ (Siegesmonument)
auf Vientiane
Kinder mit Kehrbesen auf dem
Weg zum Markt
 
Auf den weitangelegten, abgeernteten Reisfeldern hüten Bauern ihr Vieh, wie eh und je. Wir geniessen diese ländliche Idylle und die lang vermisste Natur so sehr, dass wir uns für meinen Begriff Vientiane, der Hauptstadt von Laos, nur allzuschnell nähern, und dann hat uns auch schon der rege Stadtverkehr wieder. Durch den eindrucksvollen Torbogen, den Patuxai – eine Nachahmung des „Arc de Triomphe“ in Paris - gelangen wir ins Zentrum und damit zum mächtigen Mekong, dessen Uferpromenade mit Hotels und vielen Strassenbeizlein gesäumt ist - so vielen, dass wir keine einzige Lücke entdecken, wo wir uns mit unserem Auto direkt an den Fluss hätten hinstellen können. Nebst meiner limitierten Bewegungsfreiheit scheint gerade diese herbe Enttäuschung der Hauptauslöser des Unwillens zu sein, der mich urplötzlich befällt und dessen Zielscheibe Emil ist. Ich beginne mich bei ihm heftig darüber zu beklagen, dass mir die vielen Städte der letzten Zeit langsam „zum Halse heraushängen“ und ich jetzt lieber irgendwo die freie Natur geniessen würde. Ein Wort gibt das andere und wenige Minuten später, gerade als das Pha That Luang, Laos Nationalsymbol und wichtigstes religiöses Monument - auch Great Sacred Stupa genannt – in seiner vollen Pracht vor uns auftaucht, dessen Turmspitzen im warmen Sonnenlicht wie pures Gold gegen den blauen Nachmittagshimmel leuchten, bereue ich meinen unkontrollierten Ausbruch auch schon wieder – leider zu spät, das Feuer lodert bereits im Dach!
 

 

 

 

Das ‚Pha That Luang’, auch ‚Great Sacred Stupa’ in Vientiane genannt
..... ist das Nationalsymbol von Laos und
das wichtigste religiöse Monument
..... das eindrucksvolle Eingangstor .....
..... und der atemberaubende „goldene“
Anblick im sanften Abendlicht
 
Emil ist sehr sauer und regt sich über meine seiner Ansicht nach ungerechtfertigte Unzufriedenheit dermassen auf, dass er erst stur im Auto sitzen bleibt und mich mit Fotoapparat und Krücke alleine auf einem Bein loshumpeln lässt. (Ja, das kann durchaus auch bei uns mal passieren!). Weiter als bis zum Eingang schaffe ich es alleine allerdings nicht und setze mich dort einfach auf die Steintreppe, das Magische dieses „goldenen“ Anblicks alleine geniessend. Aber es dauert nicht lange, so taucht Emil auch schon wieder an meiner Seite auf. Geteilte Freude ist doppelte Freude! So ist es auch in diesem Augenblick wieder und unsere Unstimmigkeit tritt dabei schon bald wieder in den Hintergrund. Und als wir uns später am Abend bei einer hochschwangeren Mama an einen ihrer einfachen Tischchen am Mekong setzen und uns ein eiskaltes BeerLao gönnen, der mächtige Fluss träge unter uns vorbeifliesst und über uns der Sonnenuntergang den Himmel in Flammen versetzt, ist zwischen uns wieder Harmonie und Frieden eingekehrt.
 

 

 

 

Buddha Statue in einem der Tempel,
die das ‚Pha That Luang’ umgeben
Einer der zwei der ursprünglich vier Tempel, die heute noch das ‚Pha That Luang’ umschliessen
Ein Buddhisten-Mönch
in einem Tempelgarten
 
Zwei Tage Stadtleben, ich mehr oder weniger an das Auto gebunden, sind dann bereits wieder genug. Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg in Richtung Norden, Vang Vieng entgegen – einem Ort, der im Reiseführer mit „Entweder Du liebst ihn oder Du hasst ihn“ beschrieben wird. Bei uns liegt die Empfindung etwas dazwischen, sicher auch ein bisschen beeinflusst dadurch, dass praktisch das ganze Dorf im „Umbruch“ ist und einer einzigen Baustelle gleicht. Die wegen Kanalisationsarbeiten aufgerissenen Dorfstrassen können uns nicht gerade in einen Freudentaumel versetzen. Sehr angetan sind wir hingegen sofort von der reizvollen Lage an einem Bergfluss gelegen, mit dem eindrücklichen Karstgebirge als Kulisse, und von den vielen gemütlichen Beizlein, wo man beim Essen auf weichen Kissen an niedrigen Tischen sitzt und dabei herrlich ausspannen kann. Alles tönt so verlockend, wenn das ‚Wenn’ nicht wäre.
 

 

 

 

„Unsere“ schwangere Mama mit
ihrem kleinen Essstand am Mekong
Unerwartetes Treffen in Vientiane mit dem japanischen Weltreisenden Taff (Yamazaki Tatsuya), der mit seinem 86-er Toyota
Carina auch schon 98 Länder bereiste
Verkauf von Gemüseknollen
per Schubkarren
 
Die enorme Beliebtheit von Vang Vieng hängt eben leider nicht allein von der Ruhe, der herrlichen Lage und der Möglichkeit für Höhlenbesuche, Kayaking und sich mit einem Traktorenschlauch flussabwärts treiben zu lassen ab. Wo „Happy Meals“ – „Glückliche Mahlzeiten“ – serviert werden,  mit Marijuana angereicherte Pizzas, Milchshakes und dergleichen, braucht man nicht viel Fantasie, um zu erkennen, was es vor allem ist, welches die Scharen von Hängern anlockt. In dieser eindeutigen Drogenszene sind wir absolut falsch am Platz. Zum Glück finden wir für die wenigen Stunden, die wir hier verbringen, direkt am Flussufer ein reizvolles Plätzchen, wo wir uns für den Abend in Ruhe zurückziehen können, bis die Sonne jenseits des Flusses mit einem feurigen Ball untergeht. Dann verschwinden wir in unser ruhiges und sauberes Zimmer des Chaleun Vieng Phone Gästehaus. Für nur 4 US$ das Zimmer gibt es neben Klimaanlage sogar heisses Wasser und am Morgen heissen Kaffee.
 

 

 

 

In der Ebene wird Gemüse angepflanzt
Das blaue Band eines Flusses
zieht sich durch die Ebene
Gemüsegärtchen und
Holzboot am Flussufer
 
Tagwache ist am nächsten Morgen sehr früh, denn bis Luang Prabang, am Zusammenfluss des Mekong und des Nam Khan Flusses gelegen, sind es 220 km durch das Gebirge, wofür wir mit gut sieben Stunden Fahrzeit rechnen. Das Leben in den Strassen erwacht erst langsam, als wir das Tal des Karstgebirges von Vang Vieng verlassen. Schon bei der ersten grossen Brücke lockt die friedliche Morgenstimmung. Fasziniert halten wir an. Im dunklen, spiegelglatten Fluss widerspiegeln sich bizarre Berggipfel und einige einsame Häuser. Die Vorfreude auf die heutige Gebirgsstrecke packt uns immer mehr, als wir beschwingt weiter rollen. Doch schon bald darauf wird unsere euphorische Freude abrupt wieder gebremst, als wir in eine graue Nebelwand eintauchen, welche die erst vor kurzem noch so verlockend winkenden Berggipfel bereits wieder verhüllt. Auch auf den abgeernteten, dürren Reisfeldern in der Ebene hängen verstreute Nebelschwaden.
 

 

 

 

Blick auf Reisfelder und Gebirge
zwischen Vang Vieng und Vientiane
Eine Wasserlilie spiegelt
sich im stillen Gewässer
„Nur“ noch 292 km bis zum
Städtchen Luang Prabang
 
Dann, plötzlich windet sich die Strasse in einer ständigen Berg- und Talfahrt immer höher bis auf 1'200 Meter Höhe der Sonne entgegen. Es wird immer einsamer, ab und zu durchqueren wir auf einer Anhöhe mal ein kleines, einfaches Bergdorf, wo sofort Scharen von nackten oder spärlich bekleideten Kleinkindern zur Strasse rennen und uns mit ihren strahlenden Gesichtern zuwinken und fröhlich „sabaai-dii“ – Hallo – zurufen. Frauen waschen an einer Quelle, die Männer hocken mehrheitlich rauchend am Boden vor ihren Hütten. Nach einer Kurve sitzt ein Grüppchen blutjunger Militaristen mit umgehängten Gewehren am Strassenrand. Wir sind nicht so sicher, was wir davon halten sollen. Unwillkürlich erinnern wir uns daran, was wir erst vor kurzem im Reiseführer gelesen haben, nämlich dass genau auf dieser einsamen Bergstrecke noch bis 2004 Hmong-Rebellen tätig waren und bei einem Busüberfall acht Leute ermordeten, darunter auch zwei westliche Radfahrer, die zufällig des Weges kamen.
 

 

 

 

Ein Elefant mit seinem Mahout
sucht Abkühlung im Wasser
Waschtag am Fluss
Wasserbüffel lieben das
Suhlen in Drecktümpeln
 
Doch die Fahrt verläuft friedlich, und Mitte Nachmittag treffen wir wohlbehalten in Luang Prabang ein und sind damit auch schon wieder am immer noch mächtigen Mekong. Was uns an diesem ruhigen Städtchen, das 1995 ins Weltkulturerbe der UNESCO eingegliedert wurde, auf den ersten Blick besonders überrascht, ist das viele saftige Grün - die Bäume mit weitausladenden Ästen und hohen Palmen, welche die engen Gässchen säumen und dem Ort mit den vielen Tempeln ihre besondere Note von Entspanntheit und Verträumtheit vermitteln. Auf den zweiten Blick erfassen wir aber auch den enormen Tourismus, der Luang Prabang förmlich überrollt. Auf der Hauptstrasse und der Flusspromenade begegnen wir einem ständigen Strom von Ausländern, und man sieht und trifft sich immer wieder. Wir können es nicht mehr zählen, mit wie vielen Reise-Enthusiasten wir gesprochen haben. Meistens war es so, dass wir sofort in Beschlag genommen wurden, sobald wir parkierten, sei es an der Hauptstrasse oder am Mekong. Auf alle Fälle scheint diese Art von Touristen an ihrer Umgebung interessiert zu sein, ganz im Gegensatz zu den Drogenhängern zuvor in Vang Vieng.
 

 

 

 

Vang Vieng mit der
wunderschönen Karstkulisses
Die Sonne verabschiedet sich
jenseits des Flusses in Vang Vieng
Traumhafte Morgenstimmung bei
der Brücke nach Vang Vieng
 
Eine Partie löste die andere ab, und einige Male kam es sogar vor, dass wir bei Einbruch der Dunkelheit immer noch geduldig Red und Antwort standen und dabei den immer wieder spektakulären Sonnenuntergang voll verpassten. Aber natürlich hat es uns zum Teil auch Spass gemacht und wir haben dabei auch einige interessante Menschen kennengelernt: Da war der Franzose Robert Teissier aus der Insel La Réunion am Indischen Ozean, der uns am Ende spontan einlud, sollten wir es je auf seine Insel schaffen. Dann der Chinese, der stur behauptete, in China könne jedermann, auch mit einem ausländischen Fahrzeug, frei herumreisen und sich absolut nicht vom Gegenteil überzeugen lassen wollte. Dann der 68-jähriger Deutsche, der sich beklagte, wie schwer es heutzutage sei, in Deutschland eine geeignete Partnerin zu finden und auch gut Bescheid wusste, dass man hier für zwei „Schäferstündchen“ um die US$ 25-30 bezahle.
 

 

 

 

Ein einfaches Bergdorf
entlang der Strasse
Auf dem Weg zum Markt
in Luang Prabang
Einsame Gebirgsstrasse von
Vang Vieng nach Luang Prabang
 
Eines Tages spricht uns auch ein jüngeres Schweizer-Paar aus Bern an, das mit dem Fahrrad auf einer 7-wöchigen Velotour durch Thailand und Laos unterwegs ist. Diesmal ist mein Beinbruch aus Kambodscha, der genau am Weihnachtstag passierte, wieder mal das Thema. Beide schauen sich meinen zweiten Gipsverband aus Hanoi an und verpassen mir einen echten Schrecken, als die Frau plötzlich stirnrunzelnd zu ihrem Mann sagt: „Der Fuss ist doch im falschen Winkel eingegipst?“ Völlig konsterniert, schaue ich die beiden an. Da fügt sie rasch erklärend hinzu: „Wir sind nämlich beide Ärzte“. „Was heisst das für mich konkret“, wage ich zu fragen. „Die Achillessehne kann sich zurück bilden, was zur Folge haben kann, dass das Bein hinten kürzer geworden ist“. Vermutlich muss bereits alle Farbe aus meinem Gesicht gewichen sein, denn der Mann tröstet mich gleich mit den Worten: „Es wird bestimmt wieder gut werden, aber es kann eben etwas länger dauern und ab und zu auch ein bisschen schmerzen. Vielleicht müssen Sie zu Beginn sogar einen Spezialschuh mit hohem Absatz tragen“. Wie recht die beiden leider hatten, wusste ich damals gottlob noch nicht!
 

 

 

 

Ein paar Häuser auf einem Bergkamm
auf rund 1'000m Höhe
Eine weisse Pracht wilder Blumen
Ein kleines Bergdorf in
bizarrer Umgebung
 
In Luang Prabang gibt es an jeder Ecke prächtige Tempel zu bewundern – es soll davon über 30 geben. Obwohl inzwischen bei uns das grenzenlose Staunen aufgrund der vielen besuchten Heiligtümer der letzten Zeit bereits ein wenig abgeklungen ist, möchten wir zumindest das ‚Wat Xieng Thong’, den als schönsten gepriesenen Tempel dieser Stadt, besuchen. Als ich an die Kasse zum Mönch humple, um den Eintritt von 1$ zu bezahlen, der hier in den meisten Tempeln erhoben wird, schaut er mich mitleidig an und winkt gleich ab - für mich „Humpeltante“ will er kein Geld, das erste Positive an meinem Gipsbein! Wir sind dann echt beeindruckt von der Schönheit der Mosaike, die den Lebensbaum und andere Szenen aus dem Alltag darstellen – etwas, was wir bisher noch nirgends gesehen haben. Während Emil sich in der weitläufigen Anlage ausgiebig umschaut und dabei viele Besonderheiten fotografiert, geniesse ich es ganz einfach, unter einem schattenspendenden Baum an einem kühlen Steintisch zu sitzen und die friedliche „Oase“ zu geniessen - ein Gefühl, das jeder Tempelgarten vermittelt.
 

 

 

 

Am Mekong in Luang Prabang:
Ein einsamer Fischer im Abendlicht
Gärtchen werden mit Vorliebe am
Ufer eines Flusses angepflanzt
Einer der zauberhaften Sonnenuntergänge
am Mekong in Luang Prabang
 
Die goldene Stupa, die auf einem Hügel thront und praktisch von überall das Auge auf sich zieht, lockt zu sehr, um sie zu vergessen. Es ist das ‚That Chomsi’ auf dem ‚Phu Si’-Hügel, das durch 330 steile Stufen erreichbar ist - also wieder etwas für Emil alleine. Als er dann durchgeschwitzt, aber heiteren Gesichtes wieder auftaucht und mir all die exotischen Bilder präsentiert, ärgert es mich, dass ich einmal mehr etwas verpasst habe. Der Tempel allein ist nicht so sehenswert; schön sind die Ausblicke auf die Stadt und vor allem auch auf den Nachtmarkt, der jeden Tag um dieselbe Zeit von denselben Händlern immer wieder mit derselben Geduld neu aufgebaut wird. Sehr farbenfroh wirkt das dichtgedrängte Angebot an Souvenirs, Seide, Schmuck, Kleider und Websachen; vor allem die handgewobenen Decken stechen ins Auge. Emil meint zwar, die Ware stamme wahrscheinlich eher aus China als von der einheimischen Bergbevölkerung! Ich bin mir dabei nicht so sicher. Weil alle guten Dinge drei sind, besuchen wir dann auch noch das drei Kilometer entfernte Wat Pa Phon Phao, ebenfalls auf einer Anhöhe gebaut, aber mit dem Auto zugänglich. Von hier aus geniessen wir einen prächtigen Blick auf das genau gegenüberliegende ‚That Chomsi’. Ein Mönchnovize und eine Nonne, die eifrig „Betelnut“ kaut und uns ihre roten Zähne zeigt, wenn sie lacht, leisten uns dabei Gesellschaft. Aber wie andernorts auch, bleibt es wegen Sprachschwierigkeiten leider eine eher oberflächliche Begegnung.
 

 

 

 

Souvenir-Verkäuferinnen
in Luang Prabang
Blick auf den Nachtmarkt
vom ‚Phu Si’ Hügel
Auf dem Markt in Luang Prabang:
Immer fleissig am Sticken
 
Im Suan Phao Gästehaus (neben dem Le Parasol Blanc Hotel) haben wir einen kleinen Bungalow mit Veranda in einem Blumengarten für US$7 gemietet. Wir fühlen uns in unserer an einem Bach liegenden friedlichen Oase so wohl, dass wir unsere Rückreise nach Vientiane immer weiter hinausschieben. Der gepflegte Garten mit seinen hohen Palmen, exotischen Bäumen und blühenden Sträuchern hat es uns sehr angetan. Sehr oft sitzen wir auf unserer kleinen Veranda - zum Frühstück, zum Lunch, mit dem Laptop, mit einem Buch in der Hand, im trauten Gespräch, oder einfach nur, um uns am fröhlichen Vogelgezwitscher und den bunten Schmetterlingen zu erfreuen, die von Blüte zu Blüte fliegen. Sehr rasch werden aus einem Tag zwei, dann vier, dann acht. Doch visabedingt heisst es dann leider doch Abschied nehmen. Am Morgen unserer Abreise stellen wir unseren Wecker auf 5 Uhr, nicht allein des 7-stündigen Rückweges bis Vang Vieng wegen, sondern vor allem auch, weil wir wenigstens einmal die Prozession der buddhistischen Mönche in ihren leuchtenden Safran-Roben miterleben möchten, die täglich beim Morgengrauen barfuss mit einer Schüssel in der Hand von Haus zu Haus wandern, um Gaben zu sammeln.
 

 

 

 

Blick vom ‚Phu Si’ Hügel auf
..... auf ein Tempel-Areal .....
..... auf eine Stupa .....
..... und auf Luang Prabang
 
Die westliche Faszination für die östliche Lebensform ist uns wohl nirgends auf so störende Art und Weise begegnet, wie an diesem Morgen hier in Luang Prabang. Ein ganzes Gefolge von westlichen Touristen, mit Kameras bewaffnet, wartet darauf, dieses religiöse Zeremoniell aus nächster Nähe mitzuerleben. Dafür haben wir ja volles Verständnis, denn auch wir haben eine Faszination für das Fremdländische. Was uns hingegen ungemein stört ist, dass viele in ihrem Bestreben, möglichst hautnahe Fotos zu schiessen, die Anstandsregeln des angemessenen Abstandes vergessen und dabei die Gefühle der Mönche verletzen. Dass manche nicht noch über die Mönche stolpern, ist direkt ein Wunder. Wie praktisch sind doch in solchen Fällen Teleobjektive.
 

 

 

 

Das ‚Wat Xieng Thong’, der prächtigste Tempel von Luang Prabang
..... mit seinem goldenen Buddha .....
..... und seinen einzigartigen Mosaik Motiven
 
Der tägliche Morgenmarkt mit dem reichhaltigen Angebot an Gemüse, Früchten und Fleisch ist schon voll im Gang, als wir Luang Prabang mit einem Stück Schokoladentorte und zwei frischen, knusprigen Baguettes, die an manchen Ecken verkauft werden, wieder verlassen und auf der uns bekannten Bergstrecke mit denselben Löchern und denselben Bodenwellen, aber auch mit derselben herrlichen Berglandschaft, nach Vientiane zurückfahren. Dieses Mal scheinen die Dörfer wie leer gefegt – wir vermissen das Lachen der Menschen, die vor den Hütten hantieren und die fröhlichen Kinder, die uns herzhaft zurufen. Heute ist ein Sonntag, vielleicht ist das der Grund?
 

 

 

 

Die Hauptstrasse in Luang Prabang
hat noch Provinzcharakter
Am Morgenmarkt in Luang Prabang
Auf Rosten zum Trocknen ausgelegt
 
Die Fahrt unter immer noch strahlend blauem Himmel verläuft friedlich, unser LandCruiser schafft auch die steilsten Abschnitte im 2. Gang und wir geniessen zum zweiten Mal begeistert diese für uns schönste Strecke, die wir in Indochina gefahren sind. Sogar ein Elefant erfreut uns, der sich mit seinem Mahout in einem kleinen Wassertümpel entlang der Strasse abkühlt. Einzig der geeignete Platz für eine erholsame Mittagsrast fehlt natürlich immer noch. Irgendwann, als unser Magen schon bedenklich knurrt, entschliessen wir uns, uns auf der schwach befahrenen Strasse einfach an den Wegrand zu stellen. Die Idee entpuppt sich dann als gar nicht mal so schlecht. Eine hohe Bergspitze liefert uns den Schatten, und ein sanft dahinfliessendes Bächlein und das dichte Buschwerk die Natur. Vorbei an vielen Kohlfeldern, die noch von Hand mit Gieskannen gewässert werden, sind wir Mitte Nachmittag auch schon wieder in Vang Vieng und tags darauf bereits wieder in der Hauptstadt Vientiane zurück. Natürlich ist es beim zweiten Mal immer ein bisschen wie Heimkehr. Alles ist uns vertraut: Der Supermarkt, wo wir wieder kräftig teuren Käse, Wurst und Butter einkaufen, „unsere“ hochschwangere Mama, die mit ihrer einfachen Strassenküche ein paar Tischchen am Ufer des Mekong betreut und uns freudig begrüsst; der Fluss, wo die Sandbänke inzwischen grösser und das Wasser weniger geworden ist, und der glutrote Sonnenuntergang, der den Himmel in Flammen setzt.

 

 

 

Blick vom ‚Phu Si’ Hügel auf
‚Sala Pha Bang’ des Royal Palace
Buddhisten Mönche auf ihrer
Morgenkollekte in Luang Prabang
Der goldene Turm der ‚That Chomsi’ Stupa
auf dem ‚Phu Si’ Hügel ist von überall sichtbar
 
Eine leichte Brise verschafft uns angenehme Kühle, als wir - natürlich wieder mit einem BeerLao – an unserem Abschiedsabend erneut am Ufer des romantischen Mekong sitzen und eigentlich jetzt schon von Wehmut erfasst sind, dass sich morgen unsere unbeschwerte Zeit in Laos zu Ende neigen wird. Per Zufall kriegen wir noch nette Gesellschaft, von Jacqueline und Ivo, zwei Motorradfahrern aus Winterthur in der Schweiz, die bereits neun Monate auf Weltreise sind. Als wir wieder zu unserem parkierten LandCruiser zurückkehren, finden wir unter dem Scheibenwischer eine kurze Nachricht von Taff, einem Japaner namens Yamazaki Tatsuya, der seit Juli 1994 alleine mit einem Toyota Carina, Jahrgang 1986, unterwegs ist und auch schon 98 Länder bereist hat. Kaum sind wir mit Lesen fertig, da taucht er auch schon wieder auf. Es ist erst das zweite Mal in unseren 21 Reisejahren, dass wir einem Japaner „im Alleingang“ begegnen; das erste Mal war es in Südamerika. Natürlich gibt es auch wieder einiges an Erfahrungen auszutauschen. Uns interessiert vor allem Myanmar, was er bereits hinter sich hat, wir aber immer noch daran arbeiten. Und ihn interessiert vor allem Vietnam, sein nächstes Ziel, wo wir erfolgreich waren. (Leider schaffte er es dann doch nicht, weil sein japanisches Fahrzeug rechtsgesteuert ist).
 

 

 

 

Dieser Tempel leuchtet wie pures Gold aus
der trockenen Landschaft von Luang Prabang
Ein Mönchnovize und eine Nonne leisten
uns Gesellschaft beim Wat Pa Phon Phao
Das Wat Pa Phon Phao liegt rund drei Kilometer ausserhalb von Luang Prabang
 
Als wir den „Heimweg“ zum Gästehaus antreten, blicken wir nochmals auf den Mekong zurück, um das Bild dieses mächtigen Flusses mit seinem magischen Namen nochmals in unser Gedächtnis einzuprägen. Es sind all diese einfachen Wunder einer Reise, die uns immer wieder grosse Freude bereiten – ein Sonnenuntergang, der in seiner Schönheit schwer zu beschreiben ist - ein Elefant, der unerwartet des Weges kommt - ein fröhliches Vogelkonzert, das uns am Morgen weckt - Schilfwedel, die im Gegenlicht wie Silber leuchten. Mit diesem Schatz an Erinnerungen verlassen wir am nächsten Tag Laos auf der Freundschaftsbrücke nach Thailand.

 

 

 

Abschied vom grossen Mekong und vom schönen Laos