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Hier einige Reise-Eindrücke aus Malaysia

 

Malaysia-Karte
Erste Reise
1993/94
Malaysia-Karte
Zweite Reise
2005

 

 
Karte von Südostasien

 

 
 
 
 
 
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Die 452 m hohen Petronas-Zwillings-
türme sind das Wahrzeichen von
Kuala Lumpur.......
.......und der Stolz der Malaien
Kuala Lumpur's Fernsehturm
(421 m), der viertgrösste der Welt
 
Malaysia  ein Land mit verschiedenen Welten
 
23.9.05:
Selamat Datang – Willkommen in Malaysia


„Ich bin gespannt, wie sich Malaysia gegenüber unserem ersten Besuch von 1993/94 verändert hat, sinniert Emil, als wir von Singapur kommend die einfachen Zollformalitäten in der Grenzstadt Johor Bahru hinter uns lassen und in der Stadt parken, um Geld zu wechseln. Beiden fällt schon in den ersten fünf Minuten ein frappanter Unterschied auf: Heute begegnen uns viel mehr „zugeknöpfte“ Frauen und Mädchen mit Kopftuch, d.h. Muselmaninnen, als noch vor elf Jahren. Diese Feststellung verstärkt sich dann in Kuala Lumpur noch um ein Vielfaches. Der prozentuale Bevölkerungsanteil von damals rund 40% ist heute auf über 50% gestiegen. Das zweite, das uns in den folgenden Tagen auch ungemein überrascht, ist der grenzenlose Boom an monumentalen Bauwerken, von den vielen grossangelegten neuen Autobahnen zu neuen Einkaufszentren, von Hotels zu Wolkenkratzern, vom 421 m hohen TV-Sendeturm zum absoluten Stolz der Malaien – den 452 m hohen Petronas-Zwillingstürmen, dem Wahrzeichen der Hauptstadt Kuala Lumpur – eine Zeit lang das höchste Gebäude der Welt, bis die Taiwanesen ein noch höheres bauten. Geblieben sind jedoch immer noch die immensen, im Sonnenlicht glänzenden Palmölplantagen, die sich rechts und links der Autobahn ausdehnen, die prächtigen Moscheen mit den hochaufragenden Minaretten, die reich dekorierten Hindu-Tempel, die weissen Sandstrände und der undurchdringliche Regenwald. Nicht dass wir etwa unserem Prinzip, neue Länder ausgiebig zu erforschen, untreu werden, weil wir uns entschliessen, auf der guten, schnellen und gebührenpflichtigen Autobahn die 350 km nach Kuala Lumpur auf dem Direktweg unter die Räder zu nehmen. Nein, es hat seinen guten Grund: Unsere damaligen fremdartigen Eindrücke liegen zwar schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. Sie sind aber noch so lebendig wie damals, weshalb wir bewusst auf einen Zweitbesuch verzichten, um allfällige Enttäuschungen zu vermeiden. Trotzdem möchten wir aber das damals Erlebte in unseren Länderbericht miteinbeziehen.

Verschiedene Welten unter einem Hut:
Moslems Inder Chinesen
 
Oktober 1993:
Kota Tinggi-Wasserfälle und Mersing am Südchinesischen Meer


Wir trauen unseren Augen kaum, als wir uns gegen Abend den Kota Tinggi-Wasserfällen 15 km ausserhalb der Grenzstadt Johor Bahru nähern. Auf einen Schlag sind wir von saftigen Palmblättern, wilden Bananenstauden, hohem Bambus und riesigen Farnen umgeben, wo schillernde Schlingpflanzen, goldgelbe Hibiskusblüten und lila Orchideen in der Abendsonne wunderbar hervorstechen. Mitten drin rauschen die ungebändigten Wassermassen des 34 Meter hohen Wasserfalls in zwei Stufen in die Tiefe und bilden klare Wasserbecken, die wunderbar zum Baden einladen – ein richtiger Glücksfall für unsere erste Nacht in diesem fremden Land. Als es eindunkelt und das Vogelgezwitscher langsam verstummt, erwacht der Urwald, dessen allgegenwärtigen und intensiven Laute uns die ganze Nacht hindurch begleiten. Guter Laune fahren wir am nächsten Morgen auf einer schmalen, sehr holperigen und sehr kurvenreichen Strasse nordwärts. Kurvenreich deshalb, weil die Baugesellschaften die für den Strassenverlauf zu fällenden Baumstämme angeblich selber nutzen dürfen und daher beim Bau kein allzu grosses Interesse an einer geradlinigen Streckenführung haben, wie wir später erfahren. Endlose Palmöl-, Kautschuk- und Bananenplantagen, deren Produkte zum wichtigsten Exportgeschäft Malaysias gehören, ziehen an uns vorbei, unterbrochen von braunen, trägen Urwaldflüssen. Ab und zu sitzt ein neugieriger Affe am Strassenrand, als wir nach Mersing am südchinesischen Meer fahren. Von dort aus verkehren täglich Passagierschiffe zur vorgelagerten Insel Tioman - einem kleinen tropischen Paradies mit weiten Sandstränden unter strahlend blauem Himmel. Wir kommen ins Träumen. 1977 liessen wir uns dort auf einem Kurzurlaub verwöhnen. Ob es entgegen aller negativen Hinweise nicht doch eine Möglichkeit gibt, mit dem Auto überzusetzen? Im malerischen Fischerhafen mit seinen bunt bepackten Dschunken zerschlägt sich dann aber leider unser kleiner Funken Hoffnung endgültig.

 

Am Basar vor der Staatsmoschee
wird gefeilscht
Nach islamischem Gesetz verhüllte
Liliana im Innern der modernen
Staatsmoschee in Kuala Lumpur
Am Basar bei der Staatsmoschee breitet
ein Händler seine religiösen Reliquien aus
 
Im Stadtzentrum herrscht ein kunterbuntes, emsiges, fremdländisches Treiben - das pulsierende, farbige Leben einer asiatischen Stadt: Betagte Chinesinnen mit ausdruckslosen Gesichtern promenieren durch die Strassen und schützen sich mit Sonnenschirmen gegen die sengende Sonne. Nach islamischem Gesetz bekleidete Teenager mit Kopftuch und farbigem Helm brausen auf Mopeds vorbei. Autos, Rikschas und eine unüberschaubare Menschenmenge drängen sich gleichzeitig zwischen den überladenen Bazaren und ihrem unüberschaubaren Wirrwarr an exotischen Waren. Darunter mischen sich laute Werkstätten und die nicht wegzudenkenden, verführerischen Garküchen mit würzigen chinesischen, indischen, indonesischen und malaiischen Spezialitäten. Die verlockenden Gerüche sind allgegenwärtig. Das Essen ist so gut und so preisgünstig, so dass wir von nun an nicht einmal mehr im Traum daran denken, unseren Gaskocher anzustellen. Von diesem für uns so komplett neuen „asiatischen Gesicht“ sind wir derart absorbiert, dass wir komplett vergessen, einen Nachtplatz zu suchen. Erst als sich der Himmel gespenstisch verfinstert und ein intensives Wetterleuchten um uns herum beginnt, werden wir daran gemahnt.

 

Ein Verkaufsstand mit den „Fes“,
der malaiischen Kopfbedeckung
für die Männer
Fackeln - aus Bambusrohr
hergestellt - werden bestaunt
Eine Familie packt Süssigkeiten
zum Verkauf ab
 
Oktober 1993:
Unser kleines Paradies auf dem Land des Sultans von Johor Bahru und die Ostküste


Nur wenige Kilometer nördlich von Mersing finden wir am Sri Pantai-Strand eine wahre Bilderbuch-Idylle vor: Meer, Palmen und Picknickplätze. Sind wir nicht Glückskinder? Doch der erste Schein trügt und unsere Euphorie ist nur kurzlebig, denn schon Sekunden später attackieren und plagen uns Schwärme winziger, stechfreudiger Sandfliegen. Und als wir uns mehr umschauen, sehen wir dann auch all den verstreuten Unrat. Nein, hier wollen wir definitiv nicht bleiben – wir ziehen weiter. Kurz darauf folgen wir einer überwucherten Sandpiste, die zu einer kleinen Wiese direkt am Meer mit schattenspendenden Palmgrüppchen und Pandanus-Bäumen führt. Weit und breit ist keine Menschenseele. Ausser dem sanften, beruhigenden Plätschern der Wellen herrscht totale Stille. Was wollen wir mehr? Von fern unterbricht irgendwann die kräftige Stimme eines Muezzin diesen Frieden, der die Gläubigen zum Gebet mahnt. In wenigen Metern Entfernung stolpern wir über inschriftlose Holzfiguren und einfache Ton- und Steinkegel, die charakteristisch für einen islamischen Friedhof sind. Islam ist die Staatsreligion dieses Landes, aber dank der Glaubensfreiheit leben auch Hindus, Buddhisten und Christen in Toleranz und Harmonie Seite an Seite. Denn, aufgrund der strengen Landesgesetze, kann jeder sinnlose Streit mit Gefängnis bestraft werden.

 

Kulturelle Vorführung
vor dem Fernsehturm
Blick vom 8. Stock unseres Zimmer
im AnCasa Hotel auf das beleuchtete
Maybank Gebäude.......
.......und auf den Fernsehturm gleich
gegenüber. Im Hintergrund einer
der Petronas-Zwillingstürme
 

Die bescheidenen, sauberen Matahari-Bungalows, von Lina - einer Malaiin - und Tom - einem Amerikaner – gehören zu unserer weitläufigen Nachbarschaft. Sie sind winzig klein und bieten gerade genug Platz für ein bequemes Doppelbett. Die Atmosphäre im kleinen Familienbetrieb ist herzlich und spontan. Wir schauen öfters mal vorbei und erfahren bei ungezwungenen Plauderstündchen in der erfrischenden Meeresbrise auch einiges über Gesetze, Sitten und Bräuche dieses Landes. Zum Beispiel dürfen Malaien chinesischer Abstammung nur gewisses Land erwerben. Sie haben nicht dieselben Rechte wie ihre Landsleute islamisch-malaiischer Herkunft. „Habt Ihr für ein paar Tage Lust auf ein Robinson Leben?“, fragt uns Tom plötzlich schmunzelnd? Sein Blick schweift über das spiegelglatte Meer zum kleinen, vorgelagerten und unbewohnten Strich Land. „Ich bringe Euch mit meinem Boot mit dem Allernötigsten zum Überleben rüber“, fährt er fort. „Und was ist, wenn etwas passiert und wir geborgen werden müssen“, fragen wir ihn. „Dann gebt Ihr mir mit dem Sturmlicht, das ich Euch überlasse, ein Zeichen und ich hole Euch unverzüglich“ versucht er sofort unsere Bedenken weg zu wischen. „Nein danke, Tom, wir haben unser eigenes kleines Paradies bereits gefunden“, enttäuschen wir ihn. Später, als wir bei Einbruch der Dunkelheit zu unserem Camp zurückkehren, brennen entlang des Weges zur Vertreibung der stechenden Plagegeister kleine Feuer unter Kokosnuss-Schalen. Palmwedel wiegen sich sanft im Wind, die Luft riecht nach Meer, Salz und Algen – der Friede ist perfekt. Im Moment möchten wir unser “Robinson-Leben“ auf diesem kleinen Flecken Land, das angeblich dem Sultan von Johor gehören soll, mit nichts auf der Welt eintauschen.

 

Blick vom Aussichtsdeck des Fernsehturmes auf Kuala Lumpurs Skyline:
mit dem abgeschrägten Telekom-Turm
einem der Petronas-Zwillingstürme
und „unserem“ orangefarbigen AnCasa Hotel
 
Es wird zunehmend schwüler und stickiger; die Vorboten des nahenden Monsuns machen sich mit täglichen, heftigen Tropengewittern immer häufiger bemerkbar. Es wird höchste Zeit, nach Norden weiter zu ziehen. Schweren Herzens brechen wir eines morgens unsere Zelte ab und nehmen Abschied von unserem kleinen Paradies. Ein letztes Mal begeben wir uns zum stillgelegten Gebäude eines früheren unseriösen Nachtclubs mit Thai-Mädchen, um unsere Süsswasser-Vorräte aufzufüllen und zu duschen. Dann rollen wir entlang der Ostküste dem trockeneren Norden entgegen, vorbei an dichtem Urwald und unberührten Flussdörfern mit verwitterten Stelzenhäusern, an dessen Ufern kleine Ruderboote schaukeln. Ab und zu taucht zwischen der üppigen Vegetation eine Bungalow-Anlage oder gar ein kleiner Lebensmittelladen auf. Vor einer Hütte ist eine vierköpfige Familie gerade mit dem Ausnehmen von frisch geköpften Hühnern beschäftigt. Zwei grosse Jute-Säcke mit bereits gerupftem Federvieh lehnen bereits an einem Baum. Daneben, unter einem engen Drahtgeflecht, gackern nervöse Hühner, und das keineswegs grundlos.

Es ist ein Feiertag, der Geburtstag des Sultans von Pahang, als wir in Kuantan die imponierende Staatsmoschee und die romantischen Badebuchten des Chempedak-Strandes besichtigen und dann weiter der nun unattraktiven Ostküste entlang ziehen, wo ein charakterloser Hotelkomplex den andern ablöst und immer noch viele unübersehbare Plakate auf neue künftige Bauprojekte hinweisen. Einsame Traumstrände suchen wir an diesem kommerzialisierten Küstenabschnitt vergebens. Auch die Übernachtungsplätze in freier Natur gestalten sich bei der starken Besiedlungsdichte als besonders schwierig. Wo können wir die Nacht verbringen? Am Ende haben wir keine andere Wahl, als uns an einem belebten Palmenstrand zwischen den einfachen Behausungen in die Büsche zu schlagen. Wir sind wohl kaum eingeschlafen, als mich ein markerschütternder Schrei und ein harter Knall brutal aus meinem Tiefschlaf reisst. Gerade sehe ich noch den Schatten eines Mannes im Gebüsch verschwinden. „Was war denn das?", frage ich Emil mit klopfendem Herzen und zugeschnürter Kehle. “Ich bin plötzlich vom Knacken von Ästen geweckt worden und sehe an Deinem Fenster den Umriss eines Kopfes auftauchen. Da habe ich gerufen und mit der Faust ans Gitter geschlagen“ klärt er mich aufgeregt auf. Es dauert lange, bis wir uns nach diesem Intermezzo wieder beruhigen. Aber an Schlaf ist dennoch nicht mehr zu denken. Bei solchen nächtlichen Zwischenfällen ist und bleibt es aus Sicherheitsgründen ohnehin unser Prinzip, den Ort zu wechseln. In aller Eile packen wir zusammen und müssen dann für die restlichen Nachtstunden mit einem heissen, mückenverseuchten Platz im Landesinnern Vorlieb nehmen.
 

Das alte Bahnhofgebäude verbreitet
mit seinen vielen Türmchen ein
Flair von „1001-Nacht“
Der weisse Torbogen markiert den
Eingang der Stadt Kuala Lumpur
Blick von der Staatsmoschee auf
die Dome und Minarette des
Bahnhofgebäudes
 

Oktober 1993:
Geschichtsträchtiges Malakka und die Westküste


Malakka an der Westküste - einst ein blühendes Handelszentrum zwischen Ost und West - ruft. Im alten Quartier strotzt es von historischen, geschmackvoll restaurierten Gebäuden aus der Zeit, wo abwechslungsweise die Holländer, Portugiesen und Engländer regierten. Als bemerkenswertestes Beispiel sticht das dominierende „Stadthuys“ im holländischen Baustil ins Auge. Aber auch die Portugiesen haben ihre Spuren hinterlassen und verschiedenen Denkmälern ihre eigene Note aufgesetzt. Was wir aber am meisten geniessen sind die reich dekorierten Hindu-, Chinesen- und Buddhisten-Tempel, wo vor jedem Eingang Floristen mit viel Geschick kunstvolle Blumengirlanden aus frischen Jasmin-Blüten, roten Rosen und gelben Astern knüpfen, deren delikater Duft sich mit dem süssen Rauch von Räucherstäbchen vermischt. Sobald wir die geschichtsträchtige Stadt hinter uns lassen, umgibt uns wieder ländliche Idylle. Besonders attraktiv sind die traditionellen malaiischen zweistöckigen Holzhäuser auf Stelzen, die mit ihrem riesigen Giebeldach und ihrer Holzveranda in der tropischen Umgebung wie „Hänsel- und Gretchen-Knusperhäuschen“ anmuten. Wir bewundern die kunstvollen Treppen aus vielfarbigen Kacheln mit wundervollen Motiven. Sie sind das Schmuckstück eines jeden Hauses. Fast kommt es uns wie ein Wettbewerb vor - wer hat den schönsten Aufgang?
Als wir uns der Stadt Klang nähern, stechen uns schon von weiten die vier königsblauen, hoch in den Himmel ragenden Minarette der prächtigen Shah Alam-Moschee ins Auge. Sie bietet 16'000 Gläubigen Platz und besitzt angeblich den grössten Dom der Welt. Ihre Lage am künstlichen, tiefblauen See, von Kokospalmen und Frangipani-Büschen umsäumt, verleiht diesem Prunkstück einen ganz besonderen Reiz.

 

Das aus der Kolonialzeit
stammende Sultan Abdul
Samad-Gebäude bei Tag.......
.......und bei Nacht im Schein
von Tausenden von Lampen.......
.......und als Kontrast gegen die
modernen heutigen Glaspaläste
im Hintergrund
 

23.9.05:
Kuala Lumpur mit einem Flair von „1001-Nacht“


Ununterbrochen trocknen wir uns den Schweiss von der Stirn, als wir uns in den zähflüssigen Verkehr nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, einfädeln. Das Glück will es, dass wir schon am zweiten Abend Peggy und Philippe kennen lernen – sie Malaiin chinesischer Abstammung, er Schweizer. „Wollt Ihr in dieser Hitze zur Abwechslung nicht einmal in einem Hotel, anstatt in Eurem stickigen Auto übernachten? Ich kenne den Direktor eines Erstklass-Hotels in Downtown und kann versuchen, einen guten Preis für Euch auszuhandeln“. Peggy’s überraschender Vorschlag macht uns erst stutzig - wollen wir überhaupt Geld für eine Hotelunterkunft ausgeben? Nach und nach finden wir ihn aber gar nicht mehr so verwerfend. Wenn der Preis attraktiv ist, warum eigentlich nicht, umsomehr, als morgen mein Geburtstag ist? Es bedarf eines einzigen Telefons, um uns weich zu kriegen. Alles stimmt: Ein Parkplatz für unser Auto ist im Untergeschoss gesichert, das klimatisierte Zimmer mit Fernseher, Kühlschrank und Kaffee-Koch-Gelegenheit tönt auch gut und der Preis von US$24 pro Tag inklusive reichhaltigem Frühstücksbüfett ist auch akzeptabel [wo dann allerdings zu Emil’s Leid seine Frühstücksfavoriten Käse (Käseprodukte sind nicht üblich in Südostasien) und Schinken (Schweinefleisch ist meistens in Restaurants wegen dem Islam nicht erhältlich) fehlen!]. Wir ziehen gleich ein, in den 8. Stock des AnCasa Hotels, wo wir einen wunderschönen Blick auf den Fernseh-Turm und einen der imposanten Petronas-Zwillingstürme geniessen. Zudem empfangen wir im Zimmer Wireless-Internet gratis vom gegenüberliegenden Starbucks Coffee. Diese relativ günstige Unterkunft kommt uns auch insofern gelegen, als wir rund 1’600 Dias unserer Weltreise einscannen wollen, die wir uns vor fünf Monaten aus der Schweiz nach Cayenne in Französisch Guyana nachsenden liessen - jedoch ihre Destination nie erreichten, solange wir noch dort in der Gegend weilten. Es war sehr schwierig zu akzeptieren, dass sie womöglich auf dem Weg untergegangen sind. Viele Wochen später erreicht uns eine unserer schönsten Emails: Unser Freund Xavier in Cayenne informiert uns, dass unser kostbarer „Schatz“ gerade aufgetaucht ist und nun auf seinem Bürotisch liegt. Er leitete uns dann das Paket per DHL nach Singapur weiter.

 

Eine Zeltstadt am Merdeka-Square für
einige Stunden: Ein Abendessen für
behinderte und minderbemittelte Moslems.
Es erschienen rund 5’000 Personen
Familienausflug auf dem Moped
Eine der vielen farbenfrohen
Ecken in Kuala Lumpurs Chinatown
 

Der unwiderstehliche Charme der kontrastreichen Hauptstadt Malaysias mit ihren maurischen und englischen Kolonialbauten, den Hindu- und Chinesen-Tempeln und dem lebhaften Treiben nimmt uns schon bald wieder gefangen. Wir fühlen uns wie in einem bezaubernden Freiluftmuseum. Das orientalische Bahnhofgebäude fesselt uns auch heute wieder. Mit seinen geschwungenen Arkaden und gespickt mit vielen bizarren Türmchen und Domen in makellosem Weiss mutet es eher wie ein Palast aus 1001-Nacht an. Aber auch die älteste Moschee der Stadt, die Masjid Jamek am Zusammenfluss des Klang- und Gombak-Flusses, am Ort der Stadtgründung gelegen, verbreitet ein ganz spezielles Flair. Und nachts können wir wiederum das silbrig leuchtende Antlitz der imposanten Petronas-Türme und die vielen Lichter des vierthöchsten Fernsehsendeturmes der Welt, die wunderbar gegen den Nachthimmel abstrahlen, so lange bewundern wie wir wollen – direkt von unserem Hotelfenster aus! Durch die bunten Strassen zu bummeln, ist immer aufregend. Mal geht es chinesisch zu und her, dann wieder arabisch – es sind verschiedene Welten unter einem Hut. Wir sind froh, dass wir nur selten auf unser Auto angewiesen sind, denn der Verkehr von Kuala Lumpur ist nicht nur chaotisch sondern auch schwierig. Wir können uns auf keine Strassenkarte verlassen, alle scheinen infolge des Baubooms immer sofort veraltet zu sein. Und es kann sehr schnell passieren, dass man plötzlich auf einer der vielen neuen Autobahnen stadtauswärts landet. Umsomehr bewundere ich meinen „Chauffeur“, der mich heldenhaft durch den linksfahrenden Verkehrsstrom chauffiert und trotz der vielen Einbahnstrassen, sowie Rechtsabbiege- und Wendeverbote das Ziel immer ziemlich schnell findet.

 

Am Deepavali Festival versammeln
sich viele indische Familien im
Festtagsgewand beim Sri Maha
Mariamman Hindu-Tempel zum Gebet
Der Sri Maha Mariamman
Hindu-Tempel ist vollbepackt
mit beeindruckenden Figuren
Götterszene im Sri Maha
Mariamman Hindu-Tempel
 

November 1993:
Batu Caves - ein berühmter Pilgerort der Hindus


Die bläuliche, stinkende Abgasfahne der unzähligen Kleinmotorradfahrer, die an den vielen Blinklichtern an vorderster Front gleichzeitig bei Grün davon donnern, brennt in unseren Augen, als wir die vielseitige Hauptstadt zu den 13 km entfernten Batu-Höhlen verlassen. Durch einen reich verzierten Torbogen steigen wir wenig später die 272 steilen Stufen zu den 120 Millionen Jahre alten Höhlen im kühlen Sandstein-Hügel hoch, wo Inderinnen in farbenfrohen Saris und Sikhs in kunstvoll gewundenen Turbanen unter dem hohen Höhlengewölbe ihren Göttern Opfergaben darbringen. Plötzlich durchbricht ein ohrenbetäubender Knall die Stille und reisst uns aus unseren Gedanken. „Was war das?“ Beunruhigt schauen wir uns um und entdecken mit einem Schmunzeln, wie ein Wärter mit seinem Gewehr die vielen gurrenden Tauben vertreibt, welche die heilige Stätte verschmutzen. Auf dem Vorplatz bieten sie dasselbe friedliche Schauspiel wie auf dem St. Petersplatz in Venedig. Wie muss die Stätte wohl aussehen, wenn eine Million Pilger im Januar/Februar zum jährlich wiederkehrenden Thaipusam-Fest mit seinen masochistischen Ritualen erscheinen!

 

Festlich geschmückt mit frischen Jasmin-
Blüten im Haar für das Deepavali Festival,
welches als Triumph von Gut über Böse,
oder Licht über Dunkelheit gefeiert wird
Exotische indische Schönheiten
Die Hände sind mit Henna dekoriert.
Im Mittleren Osten und in Indien
wird Henna schon seit Jahrhunderten
als Schönheitsmittel eingesetzt
 

November 1993:
Flucht ins kühle Hochland, Fluss Camp und Aufbruch gegen Norden


Die lähmende Hitze der letzten Tage bringt in den Tälern fast jegliches Leben zum Stillstand und Scharen von Erholungssuchenden haben heute dasselbe Ziel wie wir – das kühlere Hochland der Genting Highlands auf 1772 m Höhe. Allein schon der Aufstieg durch leuchtende Farnwälder, dichten Dschungel mit blühenden Orchideen ist erholsam und erfrischend. Was die Besucher aber auf dem hohen Gipfel auch anlockt, ist das exklusive Spielkasino mit herrlich klimatisierten Spielhallen. Die Aussicht, uns dort auch ein wenig abzukühlen, treibt uns auch schnurstracks zum Eingang. Und vielleicht ist gerade heute auch noch mein spezieller Glückstag beim Spiel? Wir können es kaum glauben, als der resolute Wächter kurzerhand abwinkt – mit kurzen Ärmeln sind wir nicht nach Vorschrift bekleidet und daher unerwünscht. Alles Argumentieren hilft nichts, er bleibt dabei. Seine Sturheit nervt uns dermassen, dass wir lieber darauf verzichten als uns umzuziehen. Statt dessen widmen wir uns ausgiebig dem angeschlossenen weitläufigen Unterhaltungspark, bevor wir von der luftigen Höhe wieder in die tropische Hölle zurückkehren. Dennoch wird es für uns ein Glückstag: Kurz vor Kuala Kubu Bahru entdecken wir ein verlockendes, abgeschiedenes Plätzchen an einem stillen Bergbach. Grosse, bunte Schmetterlinge fliegen um die Wette, eine exotische Blumenpracht breitet sich um uns aus. Am Flussufer entdecken wir fasziniert die seltene „Pitchers Plant“, die fleischfressende, aus Kelch und Deckel bestehende Pflanze, die durch ihren süsslich riechenden Nektar Insekten anlockt und deren Deckel sich dann schliesst, sobald sich das Opfer darin verfangen hat.

 

Vor jedem Hindu-Tempel werden
prächtige Girlanden aus frischen
Blumen geflochten und als
Opfergaben verkauft
Eine der überschwenglich
dekorierten Gebetsstätten
im Hindu-Tempel
Während des Deepavali Festivals
schmücken indische Familien ihre
Wohnung oft mit Blumen. Die Bouquets
werden am Strassenrand verkauft
 

Waschen am rauschenden Bergbach, trocknen der Wäsche zwischen tropischen Regenschauern, Putzen und Ordnung schaffen im Auto, Freundesbriefe schreiben, Auspuff am Auto mit leeren Blechbüchsen notdürftig reparieren, sonnen und baden, lesen, faulenzen, etwas kochen und ein Bier geniessen - aus einem Tag werden zwei, dann vier, dann acht. Ausser dem täglichen Besuch einer immer hungrigen, jungen Hündin haben wir diese ganze Idylle für uns allein. Nur am Wochenende wird es lebhaft, wenn Kenner der Region auftauchen, hier das Auto parken, ihre leichten Rucksäcke schnallen und mit starken Seilen ausgerüstet den Fluss überqueren und im Dickicht des Dschungels verschwinden. Ihr Ziel sind die ca. eine Dreiviertelstunde Fussmarsch entfernten, rauschenden Urwald-Wasserfälle. Eines nachts prasselt sintflutartiger Tropenregen dröhnend auf unser Autodach und verwandelt unseren sonst so sanft dahin fliessenden Wildbach in kürzester Zeit in ein gigantisches, wild tosendes Ungeheuer. Das Wasser steigt bedrohlich und tritt schon bald über die Ufer. Wo wir noch gestern friedlich gebadet und auf einem Stein gemütlich Wäsche geschrubbt haben, wälzen sich jetzt riesige braune Wassermassen, abgeknickte Äste und entwurzelte Baumstämme talwärts – ein gewaltiges und gleichzeitig furchterregendes Naturschauspiel. So schnell, wie es begonnen hat, so schnell ist es aber auch schon wieder vorbei. Mitte Nachmittag verziehen sich die gespenstischen Wolkenformationen plötzlich wieder, der hohe Wasserstand senkt sich langsam und die sengenden Sonnenstrahlen absorbieren nach und nach auch noch den letzten Wassernebel. Nur von den riesigen, immergrünen Baumkronen fallen noch lange einzelne schwere Wassertropfen.

In unserem LandCruiser trieft alles vor Feuchtigkeit, als wir an einem nebelreichen Morgen frisch gestärkt unsere Zelte abbrechen. Ziel sind die zwischen verwitterten bizarren Kalkstein-Formationen und tropischer Vegetation weiter nördlich liegenden Tempelhöhlen Sam Poh Tong bei Ipoh. Winzige Pagoden, verspielte Pavillons zwischen lieblich angelegten Wasserbecken, der glücksbringende Schildkrötenteich und die in den Fels gehauenen, reich verzierten Eingänge versetzen uns schon bei Ankunft in eine neue, fernöstliche Welt. Imposante Buddha-Statuen und mit Opfergaben überladene Altäre schmücken diesen religiösen Ort. Dasselbe einzigartige Bild bietet uns weiter nördlich auch der 1926 von einem buddhistischen Priester aus China gebaute Perak Tong Höhlentempel mit seinen schönen Malereien. Zwischen beeindruckenden Stalaktiten und Stalagmiten thronen dort um die 40 überdimensionale Buddha-Figuren. Das Prunkstück, der sitzende Buddha, ist 12.8 Meter hoch. Als wir über die 385 steilen Tritte im Höhleninnern wieder ans gleissende Tageslicht gelangen, werden wir von einem grandiosen Panorama auf die fruchtbare Ebene mit rauchenden Zinnminen-Schornsteinen überrascht - ein Zeichen des reichen Erzvorkommens.

 

Die an einem künstlichen See gelegene
moderne Putra-Moschee mit ihrem
rosa Dom ist das „Juwel“ von
Putrajaya, der neuen Regierungsstadt
30 km ausserhalb Kuala Lumpurs. Sie
kann bis zu 10'000 Gläubige fassen
Der Perdana Putra-Komplex neben
der Moschee ist der neue Regierungssitz
im futuristischen Putrajaya
Eine der modernen, neu erstellten
Brücken in Putrajaya
 

November 1993:
Ferieninsel Penang und Aufbruch gegen die Thailand Grenze


Eine 13.5 km lange Brücke, damals die drittlängste der Welt, verbindet die Ferieninsel Penang mit dem tropischen Festland. Unser erster Eindruck von diesem „Ferienparadies“ ist nicht sehr erbauend - wuchernde, hohe Hotelbauten versperren praktisch überall den Zugang mit dem Auto zu den weissen Sandstränden. Es ist für uns unmöglich, ein erholsames Campingplätzchen am Meer zu finden. Enttäuscht entschliessen wir uns, einer schmalen Piste zu folgen, die sich durch undurchdringliche, tropische Vegetation gegen den Hügel windet. Dort gibt es aber weder rechts noch links ein Entweichen. Jede noch so überwucherte Piste führt zu einer einfachen Behausung. Im fahlen Abendlicht erreichen wir dann den höchsten Gipfel der Insel und erfreuen uns am Anblick des sich bis zum Meer hin neigenden Palmenmeers. Doch auch hier finden wir nichts Passendes zum Bleiben. Erst als die Dunkelheit bereits hereinbricht und wir die Insel schon beinahe umrundet haben, entdecken wir endlich kurz vor dem Teluk Bahang-Strand noch eine kleine Waldrodung, wo wir uns dann kurzerhand für die Nacht einrichten. Es ist magisch, die vielen ‚Jumbo‘-Leuchtkäfer um uns blinken zu sehen, die wir erst für Lichtkegel aus Taschenlampen halten. Oder sind es mitunter doch Taschenlampen? Einige Tage später stellen wir es plötzlich in Frage, als wir eine einheimische Familie am Strand treffen und ins Gespräch kommen. Als wir sie fragen, wo sie wohnen, entgegnen sie uns zu unserer grossen Verblüffung spontan: „Wir sind Eure Nachbarn: wir wohnen unweit von Eurem Nachtplatz“. Und wir waren tatsächlich felsenfest davon überzeugt, ausser Sichtweite und „gut versteckt“ zu sein!

 

Mit dem LandCruiser auf
Besichtigungstour in Putrajaya
Tropenblume am Wegrand.......
........und Affe auf dem Baum
 
Das chinesische Flair der Hauptstadt Georgetown ist unübersehbar, die Pracht an fernöstlichen Tempeln allgegenwärtig. Kahlgeschorene Buddhisten Mönche beten und singen vor den vielen Götter Statuen des Kek Lok Si-Tempel in Air Itam am Fusse der Penang Hills gelegen, als wir eintreffen. An einer Ecke schreibt einer der Mönche die Namen jener Besucher auf Chinesisch auf Ziegelsteine, die sich am Bau künftiger Bauwerke beteiligen wollen – natürlich gegen ein Entgeld. Wir stehen vor der grössten buddhistischen Tempel-Anlage Südostasiens. Die siebenstöckige, 30 m hohe Pagode, die Pagode der 10’000 Buddhas, ist eine Mischung von chinesischer, thailändischer und burmesischer Architektur mit wundervollen exotischen Details. Wir erklären sie zu unserer schönsten heiligen Stätte dieser Stadt, obwohl überall noch weitere prächtige Monumente auftauchen, so auch das thailändische Wat Chaya Mangkalaram mit dem 33 Meter langen, drittgrössten liegenden Buddha der Welt, der von rund zwei Dutzend goldenen Götterstatuen umflankt wird. Die Hügel von Penang sind in dunkle Wolken gehüllt, als uns die Fähre wieder aufs Festland bringt und wir auf der Autobahn Richtung Thailand rollen. Fruchtbare, leuchtende Teppiche von Reisfeldern in allen Wachstumsstadien breiten sich bis zum Horizont vor uns aus. Bauern mit breitrandigen Strohhüten stehen knöcheltief im Wasser und bearbeiten in gebückter Haltung ihre Felder. Gerade als der glutrote Feuerball sich hinter der Kulisse von Langkawi Island verabschiedet, gelangen wir an einen Strand, der mit Muscheln übersät ist und sich perfekt als Nachtplatz eignet. Es ist Ebbe und Einheimische graben nach länglichen Schalentieren.
 

Leuchtend grüne Teeplantagen
in den Cameron Highlands
Ureinwohner in Cameron Highlands
verkaufen Früchte am Strassenrand
Die Cameron Highlands sind noch
weitgehend mit dschungelbedeckten
Bergen umgeben
 

Januar 1994:
Rückkehr aus Thailand und Fahrt nach Süden durch den wilden Nordosten


Über Hundert Erdrutsche infolge des extrem heftigen Monsuns haben die enge, kurvenreiche Gebirgsstrecke von Thailands Grenzstadt Betong nach Kota Bharu, der Hauptstadt der nordöstlichsten und konservativsten Provinz Kelantan, stark in Mitleidenschaft gezogen. Überall sind Reparaturarbeiten im Gang, und vorübergehend wird aus Sicherheitsgründen sogar ein Nachtfahrverbot auferlegt. Stauseen und noch grosses Urwaldvorkommen sind die Hauptattraktionen auf unserem Weg südwärts. Kurz vor dem Touristenresort Banding am Temengor-See stellen wir plötzlich mit Schrecken fest, dass bei der Hinterachse Öl ausläuft, was heisst – die Achse ist kaputt. Wir brauchen unbedingt einen Platz, wo wir sie auswechseln können, denn an ein Weiterfahren ist nicht mehr zu denken. Wie ein Geschenk des Himmels finden wir im Unterholz am Seeufer ein noch intaktes, noch nicht überwuchertes Betonfundament eines abgerissenen Hauses. Es ist genau, was wir brauchen – schöner könnten wir es uns nicht wünschen: Während wir die neue Ersatzwelle einbauen, sind wir von einer Fülle von Urwaldgeräuschen umgeben. Nachts knacken Wildschweine im Gebüsch, und immer wieder halten wir Ausschau nach den Elefanten, die – einer Warntafel zufolge – gerade hier zur Tränke ans Seeufer kommen sollen. Leider bekommen wir sie aber nie zu Gesicht.

 

Ausblick vom Pavillon des Höhlen-
tempels Sam Poh Tong bei Ipoh,
der Stadt der Zinnminen-Kamine
252 steile Stufen führen zu den Batu-Höhlen,
einem Pilgerort der Hindu, wo während des
Thaipusam Festivals masochistische Szenen ablaufen
Höhlentempel von Sam Poh Tong
südlich von Ipoh
 
Am nächsten Morgen nähern sich zwei Allradfahrzeuge und parken am Seeufer. Zwei gut gekleidete chinesische Geschäftsleute steigen aus und beginnen mit dem Laden der fein säuberlich am Ufer gebündelten Bambusstangen. Dann warten sie – auf wen? Plötzlich tauchen kleine Fischerbote mit kleinwüchsigen Männern dunkler Hautfarbe, krausem Haar und plattgedrückten Nasen auf – sie erinnern uns gewissermassen an die Aborigines in Australien. Sie befestigen ihre Bote und laden weitere Holzbündel aus. Als ihre kostbaren Naturprodukte mit Diesel und Lebensmitteln getauscht werden, halten wir uns auf angemessener Distanz, denn wir sind uns nicht sicher, ob wir hier erwünscht sind. Mit diesem Handel sichern sich die noch existierenden rund 3’000 Orang Aslis die lebensnotwendigen Dinge des täglichen Gebrauchs, die ihnen der Urwald nicht liefern kann. Sie leben in den nahen Wäldern und wollen sich von ihrer natürlichen Umgebung und naturverbundenen Lebensweise nicht lösen. Trotzdem von der Regierung schon Zwangsumsiedlungen befohlen wurden, kehrten sie immer wieder in ihre eigene freie Welt zurück. Kreischende Affen vom andern Seeufer wecken uns eines Morgens. Nichts Gutes verheissend, kommt plötzlich ein Motorrad mit zwei Männern angedonnert, einem Polizisten, der sich mit ‘Smile’ – Lächeln – (stammt von Ismail) vorstellt, was er auch ausgiebig praktiziert, und dem Inhaber der Fischerei-Gesellschaft, auf dessen privatem und bewilligungspflichtigem Gebiet wir angeblich stehen. Natürlich sind wir den beiden eine Erklärung schuldig, warum wir hier tagelang campen. Glücklicherweise sind beide friedlich. „Es ist überhaupt kein Problem“, erklären sie uns in gutem Englisch. „Wir wollten uns lediglich vergewissern, wer Ihr seid“. Für uns ist es aber doch ein kleiner Wink, am andern Morgen weiterzuziehen – nach Kota Bharu.

 

Sonnenuntergang über der
Tropeninsel Langkawi
bei Kuala Perlis
Unser idyllischer Campingplatz
an einem Urwaldfluss in
Kota Kubu Bahru
Die seltene „Pitchers Plant“ - die fleischfressende,
aus Kelch und Deckel bestehende Pflanze, die
durch ihren süsslich riechenden Nektar Insekten
anlockt und deren Deckel sich dann schliesst,
sobald sich das Opfer darin verfangen hat
Februar 1994:
Kota Bharu und Teeplantagen in den Cameron Highlands


Der überdachte Zentralmarkt von Kota Bharu verbreitet ein Meer von Farben und Gerüchen, das alle Sinne gefangen nimmt. Das riesige Warenangebot ist ein Fest für das Auge: Berge von roten Paprikaschoten, Grüngemüse frisch von den Feldern, tropische Früchte wie Guava, Mango, Papaya, Ananas, Rambutan vermischen sich mit exotischen Gewürzen, Kräutern, Landwirtschaftserzeugnissen und frischen Meeresfrüchten. Aber nicht nur die auf langen Holzbänken säuberlich angeordneten Produkte sind farbenfroh, sondern auch die Bekleidung der mitten drin sitzenden Moslem-Frauen, die überdies den Ruf haben, sehr geschäftstüchtig zu sein.
Tabakfelder mit grossen, fleischigen Blättern begleiten uns dann weiter südwärts. Immer wieder zweigen kleine Stichstrassen zu weiten, menschenleeren Stränden ab, die mit ihren abbruchreifen Strohhütten, dem zu vielen angeschwemmten Unrat, ewig bewegten Meer mit schäumender Gischt und dem allgegenwärtigen, starken Wind aber nicht zum Bleiben einladen. Zudem folgen uns laufend Horden junger, neugieriger Mopedfahrer. Das helle Geknatter ihrer Motoren tut unseren Ohren, und die stinkigen Auspuffgase unseren Augen weh – Tag und Nacht. Am Strand von Rantau Abang in Terengganu besuchen wir den Brutplatz der riesigen Leatherback-Meeresschildkröten, die zwischen Mai und September an Land kommen. Der Anblick ist enttäuschend, nichts ist mehr ursprünglich. Neue Bungalow-Anlagen sind zur Schildkröten-Beobachtung entstanden und halten nun als Folge immer mehr von diesen vom Aussterben bedrohten Meerestieren fern.

 

Die Ubudiah-Moschee in
Kuala Kangsar gilt als
Malaysias schönste Moschee
Gewitterstimmung in einem
Reisfeld in Perlis
Die vier Minarette der riesigen Sultan
Salahuddin-Staatsmoschee in Shah Alam
sind schon von weitem sichtbar
 

Die luftigen Cameron Highlands mit den leuchtendgrünen Teeplantagen in verschiedenen Anordnungen sind unsere letzte Station dieses asiatischen Kleinstaates. Sie verdanken ihren Namen dem britischen Landvermesser William Cameron, der das Hochland 1885 entdeckte. Heute gehören sie zu einem der weltbekanntesten Anbau-Gebiete für Ceylon-Tee. Seit Generationen werden die Plantagen von dunkelhäutigen Indern und Tamilen aus Sri Lanka bearbeitet. Mit ihren riesigen Körben am Rücken zaubern die jungen Teepflückerinnen bunte Farbtupfer ins endlose Grün der Felder. Entlang des Weges, unter einem schattigen Palmblätterdach, verkauft eine vielköpfige Familie die „Königsfrucht“ – die eigenartige, stachelige Durian-Frucht, die zwar übel riecht (nach stinkigem Käse), aber als Delikatesse gilt. Ja, wir haben sie gekostet, aber es ist definitiv nicht unser bevorzugter Geschmack. Ihr Geruch ist übrigens so verpönt, dass sie in U-Bahnen und vielen Hotelzimmern verboten ist. Vor dem Aufzug unseres Hotels in Kuala Lumpur gibt es sogar eine richtige „Durian-Verbotstafel“.

 

Der farbenprächtige Zentralmarkt
in der islamischen Stadt Kota Bharu
im nordöstlichen Kelantan
Pagode in den Genting Highlands
Chinesischer Torbogen-Eingang
zu den Genting Highlands
 

Oktober 2005:
Schweizer Klub und der malaysische Toyota LandCruiser Club


Es ist Freitag, 30. September, 18.30 Uhr, als wir uns in den praktisch stehenden Autoverkehr zwängen und von unserem Hotel in Kuala Lumpur aus unsere erste Nachtfahrt zum Euro Deli Grill-Restaurant unternehmen. Der Verkehr ist enorm, ebenso enorm sind aber auch die vielen Lichter der silbrig leuchtenden Petronas-Zwillingstürme gegen den schwarzen Nachthimmel, die plötzlich handgreiflich nah vor uns stehen. Die vielen Strassencafes und Bars entlang der mit unzähligen roten Lampions dekorierten Strassen – die aus Anlass des chinesischen Vollmond-Festivals aufgehängt wurden – sind knallvoll mit fröhlichen Gästen. Wir selber haben heute einen besonderen Grund, nachts mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein: Herr Thomas Stalder vom Schweizer Konsulat hat eine Zusammenkunft des Schweizer Clubs organisiert, und unser LandCruiser und wir sind die “speziellen Gäste“. Darüber fühlen wir uns natürlich sehr privilegiert und ausserdem auch ausserordentlich geehrt, dass uns auch Herr Botschafter Dr. Peter Schweizer die Ehre erweist. Und als wir dann auf der Speisekarte auch noch eine unserer „alten“ Lieblingsspeisen entdecken – Wurst- und Käsesalat –, beginnen unsere Augen noch intensiver zu leuchten. Es wird ein sehr langer, sehr interessanter und sehr angeregter Abend und Mitternacht ist im Nu vorbei, bevor wir uns mit jedem persönlich unterhalten können. Als wir zum Abschied noch die Einrichtung unseres „Hauses“ vorführen, drückt uns Thomas Stalder völlig überraschend eine attraktive „Urkunde“ des „Swiss Club of Malaysia“ für eine Tankfüllung unseres LandCruisers in die Hände. Was für eine noble Geste - herzlichen Dank! Der chaotische Verkehr hat sich bereits gelichtet, als wir in den frühen Morgenstunden wieder zu unserem Hotel zurückkehren und müde, aber glücklich über den schönen Abend mit unseren Landsleuten in die weissen, kühlen Bettlaken fallen.

 

Traditionelle Dschunke in Mersing
im südchinesischen Meer
Unser einsames Camping-Paradies in Tanjong
Resang nördlich von Mersing an der Ostküste
Palmengesäumter Fluss an der
Ostküste von Festland-Malaysia
 

Zwei Wochen später, wieder an einem Freitag, hält die Glücksträhne in Malaysia immer noch an. Vom Toyota LandCruiser Club werden wir zu einem köstlichen chinesischen Mittagessen in der Nähe ihres Klubhauses eingeladen. Es sind alles Mitglieder, die die Abenteuerlust im Blut haben und schon an einigen sehr interessanten Überland Expeditionen in ferne Länder teilgenommen haben, gesponsert von Petronas Malaysia, der staatlichen Ölgesellschaft. Natürlich haben wir soviel gemeinsamen Gesprächsstoff, dass ein Nachmittag nicht reicht, um all unsere Erfahrungen auszutauschen. So kommt es, dass wir auf Einladung des Präsidenten ein paar Tage später im gediegenen Renaissance Hotel mit Mitgliedern des LandCruiser Clubs und ihren Frauen in style speisen. Dass das Datum ausgerechnet auf unser 2l-jähriges Reisejubiläum fällt, weiss niemand. Irgendwann erwähnen wir es, was bezweckt, dass plötzlich eine Geburtstagstorte mit einer brennenden Kerze und dem Spruch: „21 years on the run ...“ vor uns steht, gesponsert vom Hotel-Management. Aber es gibt noch weitere Überraschungen: Der LandCruiser Club unternimmt den ersten Schritt, unseren „reisemüden“ Gefährten wieder ein bisschen aufzumöbeln. In den folgenden Tagen kriegt er einen neuen Auspuff und – das wichtigste – Schweissarbeiten an der Karosserie. Herzlichen Dank Stiven Sim! Und wir haben weiterhin Gelegenheit, uns in ihrer unterhaltsamen Gesellschaft aufzuhalten, entweder in Stiven's 4x4 Shoppe & Service, der auch ihr Klubhaus ist, oder wieder im chinesischen Restaurant. Steven, der Sekretär, meint eines Tages scherzend: „Sind wir eigentlich ein 4x4- oder ein Essclub!“

 

Pavillon der Tempelanlage Kek Lok Si
in Georgetown – dem Hauptort auf
der Insel Penang
In der Tempelanlage Kek Lok Si
in Georgetown auf der Insel Penang
Liliana beim Tor der Tempelanlage
Kek Lok Si in Georgetown auf
der Insel Penang
 
Um noch ein bisschen länger in Kuala Lumpur zu verweilen, wo es uns in mancher Hinsicht gefällt, scheinen wir immer wieder einen neuen Grund zu finden. Erst ist es die Megaarbeit der 1’600 einzuscannenden Dias, die wir zu Ende bringen wollen, dann weitere Schweissarbeiten an unserem LandCruiser. Am 1. November ist es Deepavali, das Lichterfest der Inder, und zwei Tage später Hari Raya Aidilfitri, das Ende des Ramadan-Fastenmonats. Dann wollen wir auch noch Putrajaya, den neuen Regierungssitz besichtigen. Er ist ein beeindruckender Anblick mit all seinen pompösen Palästen in verschiedenster Architektur. Sie sind über ein weites Gebiet verstreut und von wunderschönen gepflegten Blumengärten, Seen und hypermodernen und „königlichen“ Brücken umgeben. Manchmal werden wir durch die orientalischen Details direkt nach Arabien entrückt, welches für uns immer eine besondere Faszination ausübt. Aber wie auch Brasilia, die ‚neue’ Hauptstadt Brasiliens, ist es eine sterile Stadt ohne Leben - eine Geisterstadt, wo eigentlich niemand leben und arbeiten will. Viele sind der Ansicht, dass es ein Prestige-Objekt und eine Geldverschleuderung ist. Als wir abends zu unserem AnCasa Hotel zurückkehren, öffnen sich unsere Herzen wieder. Es ist in dieser Region, wo wir das echte malaiische Leben am intensivsten erleben – der farbenfrohe Schmelztiegel von Malaien, Chinesen und Indern mit ihren spezifischen Speisen, Gerüchen und Lauten. Und es ist auch von hier, wo wir den reichsten Schatz an Eindrücken und Erlebtem auf unsere Weiterreise mitnehmen dürfen.

 

Ein traditioneller Ochsenkarren steht
am Wegesrand in Malakka
Das Typische an einem traditionellen Malakka-
Haus ist das grosse Giebeldach und die gekachelten
Treppen, die zu einer luftigen Veranda führen
Fischerdorf Kuala Perlis an der
Westküste, nahe der
thailändischen Grenze
 
Bevor wieder ein neuer Grund am Horizont auftaucht, geben wir uns am 11. November definitiv einen Ruck und setzen unsere stillgelegte „Maschine“ wieder in Gang mit Ziel Thailand. Wir haben zwar nichts dagegen, uns von der enormen Luftverschmutzung der Hauptstadt, dem unglaublich harzigen und chaotischen Stadtverkehr und vor allem der teils fast unerträglichen Hitze zu trennen. Nur ungern trennen wir uns hingegen von unseren neuen Freunden Peggy und Philippe, die soviel Positives möglich machten und sich immer rührend um unser Wohl kümmerten. Aber auch den guten Kontakt zu unserer uns unterstützenden Botschaft und zum hilfreichen Toyota LandCruiser Club werden wir vermissen. Und natürlich werden wir auch unserem verlängerten Luxusleben im AnCasa Erstklass-Hotel nachtrauern - dem reichhaltigen Frühstücksbuffet, den frischen Orchideen auf dem Tisch, den täglich neubezogenen Betten, der Tageszeitung, die unter die Zimmertür geschoben wird, dem Standort im Stadtzentrum und den freundlichen Angestellten, die uns ein wunderbares Gefühl von „zuhause“ vermittelten. Dank des grosszügigen Hotelmanagers, der uns zu Beginn des Ramadans - des moslemischen Fastenmonats – einen kostenlosen Aufenthalt von zwei Wochen offerierte und ihn dann Schritt um Schritt weiter verlängerte – durften wir all diesen Komfort über einen Monat lang geniessen.

Selamat tinggal! - Auf Wiedersehen – vielleicht kommen wir nochmals zurück!

18. Oktober 2005:
Feier unseres 21. Reisejubiläums
im Renaissance Hotel mit Mitgliedern
des LandCruiser Clubs.......
.......die Geburtstagstorte
"21 years on the run ...." .......
.......und die glücklich-„Verrückten“ nach
590'000 km innert 15'800 Fahrstunden
durch 150 verschiedene Länder