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Hier einige Reise-Eindrücke aus Brunei
 
Brunei-Karte
 
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"Nodding Donkeys", die das Öl aus
rund 100 Metern Tiefe pumpen,
sind ein häufiger Anblick in Brunei
Das "Milliarden-Fass"-Monument in Seria
steht ungefähr am Ort, wo im Sultanat vor
rund 60 Jahren die erste Ölquelle gefunden
wurde. Wir feiern hier am 11. Sept. 2006
unseren 8'000. Reisetag seit 16.Okt. 1984
 
Ein nicht alltäglicher Anblick in Seria bei
Kuala Belait: Wo sonst in der Welt sieht
man gleichzeitig eine Ölpumpe, eine
Raffinerie und eine Tankstelle?
Brunei Darussalam – „Der Ort des Friedens“



Wie wenig wussten wir damals in Thailand von der wunderbaren Überraschung, die auf uns wartete, als wir die Email eines uns unbekannten Absenders aus dem kleinen Sultanat von Brunei Darussalam öffneten und folgenden Wortlaut lasen: „..... ich wohne schon seit 5 Jahren in Brunei und arbeite als Messingenieur in den Ölfeldern hier. Ich habe ein nettes Haus und Ihr seid mehr als willkommen bei uns (meiner Frau Julie und mir), einen Zwischenstop zu machen und ein Raclette oder Fondue zu essen. Leider sind wir nicht sehr viele Schweizer in Brunei, sechs an der Zahl, wobei die berühmteste wohl die Frau des Kronprinzen von Brunei ist. Bei technischen Autoproblemen kann ich Euch auch weiterhelfen .....“. Sie stammt vom Schweizer Ruedi Schuepbach, der mit seiner bruneiischen Frau Julie in Kuala Belait, der ersten Stadt nach der Sarawak-Grenze, lebt. Diese herzliche Einladung schlägt bei uns wie ein Geschenk des Himmels ein, denn gerade in diesem Moment befinden wir uns in einer sehr schwierigen Phase mit den nie enden wollenden Problemen mit unserem guten, alten LandCruiser.

 

Das Teekrug-Monument (Kreisel)
in Kuala Belait symbolisiert die vier
Distrikte des Sultanats: Brunei-Muara,
Tutong, Belait and Temburong
 
Die chinesischen Läden sind meistens
Familienbetriebe, wo auch die
Alten nicht ausgeschlossen sind
Ein markanter Anblick in Kuala Belait
sind die gelben Dächer der
M.J.A.-Moschee
Nun will es der Zufall, dass wir für die dringend anstehenden Reparaturen und für die rigorose Entrostung der Karosserie Borneo bereits ins Auge gefasst haben und die Verschiffung von West-Malaysia (Penang) aus auch schon organisiert ist. Und Miri, im Nordwesten von Sarawak gelegen, wo wir die langwierige Verjüngungskur durchführen lassen wollen, ist nur gerade 60 km von Kuala Belait entfernt. Gibt es einen grösseren Glücksfall und ein perfekteres Timing? Wie stiessen Julie und Ruedi überhaupt auf uns? .....“Ich habe den Bericht in der Schweizer Revue (im März) über Eure Reise gelesen und habe mich doch sehr gefreut über diesen Mut und diese Ausdauer, so zu reisen über 20 Jahre .....“ sind Ruedis genaue Worte. Die Schweizer Revue ist eine monatliche Publikation für Auslandschweizer in der ganzen Welt. Aufgrund derselben Veröffentlichung folgten übrigens später noch weitere Einladungen von Schweizern, die im Ausland leben: Aus Ägypten, Indien, Irland, Malaysia und den Philippinen. So ergibt es sich, dass wir schon kurz nach unserer Ankunft in Sarawak die Gelegenheit ergreifen, um an einem Wochenende unsere neuen Freunde in Brunei zu besuchen. Schon gleich nach der Sarawak-Grenze fällt uns angenehm auf, dass der Verkehr milder und geordneter ist als in Malaysia, dass die sonst in ganz Südostasien überhand nehmenden lärmigen Motorräder fast gänzlich fehlen, dass es sauberer und friedlicher (weniger Zäune) ist und vor allem – es gibt keine sichtbare Armut. Später vernehmen wir allerdings, dass es welche gibt, vor allem bei den Iban und Murut Stämmen. Der frappanteste Unterschied allerdings ist, dass das üppige Grün des noch intakten Regenwaldes beträchtlich zunimmt. 78% von Brunei ist noch von ursprünglichem Urwald bedeckt – ein Grund mehr, warum uns dieses kleine Sultanat auf Anhieb gefällt.

 

Eine friedliche Abendstimmung
am Belait Urwaldfluss
Der weite Blick von diesem Aussichts-
punkt reicht bis nach Malaysia's Sarawak
 
Wenn sich im Urwald bei Sonnenuntergang
die Wolken rot verfärben
Wann kosteten wir unser letztes Fondue, unser letztes Raclette – beides herzhafte Schweizer Käse-Spezialitäten? Lang, lang ist es her – wir können uns nicht mehr daran erinnern. Nie hätten wir uns aber träumen lassen, ausgerechnet im sehr tropischen und feuchtheissen Klima im Herzen von Borneo mit einem würzigen Fondue verwöhnt zu werden. Im ruhigen, klimatisierten Haus von Julie und Ruedi lassen wir es uns schmecken und tauschen dabei manche Abenteuergeschichten, Zukunftspläne und Träume aus. Die Gastfreundschaft dieser beiden weltoffenen Menschen ist einmalig. Nur eine Woche später wartet bereits Raclette auf uns, und die darauf folgende Woche beginnt alles wieder von vorne ..... Alle, die Emil kennen, wissen, dass allein schon das Wort Käse sein Herz höher schlagen lässt – er könnte ohne weiteres davon leben! Ja, während unser LandCruiser in der Werkstatt in Miri intensive Reparaturarbeiten über sich ergehen lassen muss, sind wir oft zu Besuch in Kuala Belait. Zuerst stellt uns Ruedi seinen Daihatsu, genannt „Liseli“, für zwei Wochen zur Verfügung, und nachher mieten wir uns einen malaysischen Proton Saga – auch ein komfortables und schnelles Auto.

 

Die kleine Schweizer Gemeinde trifft
sich mit Herrn und Frau Botschafter
Daniel Woker aus Singapur im
Empire Hotel zum Nachtessen
 
Auf der Menukarte das Schweizerkreuz
– auf dem Teller das Sorbet Trio
Blick auf die luxuriöse und geschmackvolle
Umgebung des Empire-Hotels
Das Sultanat ist ein vorwiegend islamischer Staat, wo der Konsum von Alkohol für Moslems strikt verboten ist. Andersgläubige dürfen aber offiziell eine limitierte Anzahl an alkoholischen Getränken einführen: 12 Büchsen Bier und 2 Flaschen von entweder Wein oder Schnaps pro Person. Und es funktioniert ganz einfach: Man deklariert den Alkohol auf dem dazu vorgeschriebenen gelben Formular, welches der Zöllner dann bei der Einreise abstempelt. Wir werden kein einziges Mal kontrolliert. Natürlich machen wir von dieser erlaubten Quote bei jedem Grenzübertritt regen Gebrauch, um die durch unseren Besuch immer wieder beträchtlich schwindenden Vorräte unserer Freunde erneut aufzustocken. Und jedes Mal ist es auch eine willkommene Gelegenheit, um unsere monatliche Sarawak-Aufenthaltsgenehmigung reibungslos zu verlängern (während in West-Malaysia in der Regel drei Monate Aufenthaltsgenehmigung gewährt werden, beschränkt Sarawak diese auf einen Monat). Als Messingenieur bei Baker Hughes tätig, verbringt Ruedi manche Tage draussen auf den Ölplattformen zusammen mit Kollegen aus verschiedenen Ländern. Er erzählt uns vom speziellen, oft langweiligen Leben „dort draussen“ und zeigt uns in seinem Betrieb auch viel Interessantes über die schwierige Bohrtechnik, die aber auch überdurchschnittlich entlohnt wird. Er unterhält uns aber auch mit vielen packenden Geschichten aus Zentralafrika und Angola, aus der Zeit, wo er für das Rote Kreuz arbeitete. Es zeigt sich schon bald, dass wir viel Gemeinsames haben und uns der Redestoff kaum je ausgehen wird! Und von Julie, seiner jungen, charmanten Frau, erfahren wir viel über die Sitten und Stammesbräuche Borneos.

 

Ein Urwaldriese strebt himmelwärts
Trauben von feuerroten Früchten wachsen
von dieser Palme in Ruedi’s Garten .....
 
..... und süsse, grosse Mangos
in Nachbar's Garten
Das kleine, zweigeteilte Sultanat Negara Brunei Darussalam ist zwischen dem malaysischen Staat Sarawak eingekeilt und liegt an der Südchinesischen See entlang der nördlichen Küste der Insel Borneo. Es ist eine absolute Monarchie, regiert von Sultan Haji Hassanal Bolkiah Mu’izzaddin Waddaulah („Haji“ bedeutet, dass er die Pilgerfahrt nach Mekka, den Hadsch, absolviert hat) und gilt als eines der ältesten Königreiche Asiens. Seine Oberherrschaft dehnte sich einst durch die ganze Insel Borneo und Teile des philippinischen Archipels aus. Unabhängigkeit erreichte es 1984 (das Jahr, wo wir zu unserer Weltreise aufbrachen). Brunei hat den Ruf, eines der Länder mit dem höchsten Lebensstandard zu sein. Die Bürger von Brunei geniessen ein Niveau an sozialen Einrichtungen, wovon die meisten nur träumen können. Die Regierung fordert keine Taxen, und Ausbildung und Gesundheitswesen sind für das Volk gratis. Seine Majestät, der Sultan von Brunei, gilt als einer der reichsten Männer der Welt und wird von seinem Volk tief verehrt. Traditionell feiert er seinen Geburtstag am 15. Juli – dieses Jahr 2006 der 60. – mit seinen Landsleuten in allen vier Bezirken des Sultanats; am 22. Juli ist er in Kuala Belait – und wir dürfen dabei sein!

 

Fröhliche und genüssliche Gesichter beim
Fondue-Essen: Julie, Ruedi und Emil
Wir posieren vor einem riesigen
Ölturm am Strand von Seria
 
Nein, das ist nicht unser neues Auto, sondern
der Rolls Royce des Sultans von Brunei
Die Sonne brennt an diesem Samstagmorgen um 8 Uhr schon heiss vom Himmel, als wir im festlich geschmückten Stadiumsgelände ankommen und uns von überall her die überdimensionalen Portraits des Königs begrüssen. Gerade beginnen sich die Kinder in ihren verschiedenfarbigen Kostümen unter den schattigen Zelten langsam zu gruppieren, und nach und nach strömen auch immer mehr sonntäglich herausgeputzte Menschen zum dekorierten Festplatz – Malaien, Inder, Chinesen, einige Europäer und auch Stammesangehörige wie die Iban. Die Atmosphäre ist schlicht einzigartig und die Vielfalt an Kostümen und Farben eine wahre Augenweide. Speziell fremdartig und exotisch wirken auf uns vor allem die moslemischen Männer mit ihren traditionellen, um die Taille gebundenen „Schürzen“, genannt „Kain Samping“ meistens bestehend aus schillerndem, kostbarem Brokat. Wir gesellen uns zu der fröhlichen Gruppe, die abseits des Festplatzes beim Stadion auf die baldige Ankunft des Helikopters ihrer Majestät wartet. Monarchien haben mich schon seit eh und je fasziniert. Als deshalb unter einem stahlblauen Himmel das dröhnende Geräusch des nahenden Hubschraubers mit seiner königlichen Hoheit über unseren Köpfen ertönt, bin ich wahrscheinlich nicht weniger emotionell als all die Menschen, die in der brennenden Sonne geduldig ausharren, um ihrem verehrten Herrscher ihre Treue zu bekunden und ihn willkommen zu heissen. Eine braune Wolke von Staub aufwirbelnd, landet der graue Helikopter sanft in nächster Nähe, und kurz darauf rollt auch schon der schwarze, geschlossene Rolls Royce, angeführt durch eine kleine motorisierte Polizeieskorte, durch das reichlich dekorierte Festtor an uns vorbei zum Stadion. Die Menschen jubeln ihm zu und die Kinder schwenken eingeübt ihre gelben Brunei-Fähnchen.

 

Überdimensionale Portraits des Königs begrüssen uns auf dem Festplatz in Kuala Belait anlässlich seines 60. Geburtstags
 
Dann strömen alle zum Festplatz zurück. Auch wir mischen uns unter das Fussvolk und versuchen, noch einen der wenigen schattigen Stehplätze an vorderster Front zu ergattern. Bequeme Sitzplätze gibt es ohnehin nur für die geladenen Gäste – natürlich unter gedeckten Tribünen. Ruedi, der seine amerikanische Firma vertritt, geniesst dieses Privileg. Die nächsten zwei Stunden sind wir so absorbiert von der Vielfalt der verschiedenartigsten Darbietungen der Kinder- und Studentengruppen, die wochenlang für diesen speziellen Tag geübt haben, dass uns das lange Stehen überhaupt nichts ausmacht. Erst am Mittag, als unter einer brennenden Sonne die königliche Geburtstagsfeier mit einer farbenfrohen Kaskade von Feuerwerken (!) endet, merken wir, wie müde, überhitzt und durstig wir eigentlich sind. Doch die Zeit zum Ausruhen ist noch nicht gekommen. Auf keinen Fall wollen wir uns den speziellen Moment entgehen lassen, wenn der Sultan sich traditionsgemäss unter sein Volk mischt und die vielen Hände schüttelt, die sich ihm erwartungsvoll entgegenstrecken – und es sind nicht wenige, die ihn belagern! Er ist kein Mann von grosser Statur; so ist es ziemlich schwierig, ihn in der dichtgedrängten Menge überhaupt auszumachen, umsomehr, als er nicht in Glanz und Glorie, sondern in einem sportlich anmutenden Tenü erschienen ist. Dennoch wissen wir immer, wo er sich gerade aufhält – dafür sorgen die Dutzenden von hochgestreckten laufenden (Video)-Kameras und Handys. Am Ende wird aber unsere Geduld doch noch von Erfolg gekrönt und wir erhaschen von diesem sympathischen, ruhigen Herrscher, dem man die 60 Jahre überhaupt nicht ansieht, doch noch einen kurzen Blick. Was mag wohl der Grund sein, dass sich seine königliche Hoheit in einem so wenig festlichen Anzug präsentiert, während sein Volk sich zu seinen Ehren so aufgeputzt hat?

 

Eine bunte Gesellschaft anlässlich der Feier zum 60. Geburtstag des Koenigs in Kuala Belait:
Verhüllte Moslem-Frauen
Junge Iban-Mädchen in ihrer
traditionellen Stammestracht
Moslem-Männer in ihren traditionellen
„Kain Samping“ – meistens aus
schillerndem, kostbarem Brokat
 
Brunei ist – nach Oman auf der Arabischen Halbinsel – das zweite Sultanat, welches wir auf unserer langjährigen Weltreise besuchen. Schon immer empfanden wir für die arabische Kultur eine spezielle Faszination (wir waren mit unserem LandCruiser dreimal im Mittleren Osten). Als wir daher durch die moderne Hauptstadt Bandar Seri Begawan – kurz BSB genannt – schlendern, erfasst uns dieses tiefe Gefühl urplötzlich wieder in voller Stärke. Alles weckt Erinnerungen an Arabien: Die vielen wunderschönen Moscheen, die schlanken himmelwärts strebenden Minarette, die goldenen Dome und die arabische Schrift. Unser Timing könnte auch nicht besser sein, denn gerade, als wir uns der friedlichen Lagune mit der imposanten 'Omar Ali Saifuddien'-Moschee mit ihrem glanzvollen Dom nähern, der im Innern aus 3.3 Millionen venezianischen Mosaikstücken besteht, ertönt über unseren Köpfen vom Minarett her der laute Ruf des Muezzin zum Gebet. Gleichzeitig dringt von der Ferne das Echo weiterer Muezzin-Stimmen zu uns. Es ist ein grossartiger Moment! Das gesamte Bild von Glanz und Fremdartigkeit wird noch verstärkt durch die wunderschöne Kopie der königlichen Barge aus dem 16. Jahrhundert – früherer Ort für religiöse Zeremonien wie das Wettspiel im Koran-Lesen – die in der Mitte der Lagune steht. Noch eindrücklicher ist der Anblick, wenn die untergehende Sonne die Wolken verfärbt und Moschee und Barge wie Gold zu glühen beginnen und sich im fast regungslosen Gewässer widerspiegeln, eine märchenhafte Atmosphäre verbreitend, die nie aufhört, uns von Neuem zu begeistern.

 

Eine motorisierte Polizeieskorte
kündigt die Ankunft des Sultans im
geschlossenen Rolls Royce an
 
Alle Augen sind gespannt auf
den Festplatz gerichtet
Die Parade defiliert an der
Sultans-Tribüne vorbei
Eine ganz andersartige Welt ist 'Kampung Ayer', das traditionelle Flussdorf von Brunei – auch „Venedig des Ostens“ genannt – bestehend aus rund 40 einzelnen Dörfern, das sich in der Mitte des braunen Brunei-Flusses für rund drei Kilometer ausdehnt und nur durch Holzplankenstege und Boote verbunden ist. Es ist das Zuhause von etwa 30'000 Menschen. Der Fluss ist lebendig mit Dutzenden motorisierter Wassertaxis, als wir uns eines schnappen und uns in rasender Geschwindigkeit übersetzen lassen, um gemütlich durch das endlose Labyrinth von wackeligen Stegen, bekannt als „Jambatan“, zu schlendern. Von einer Minute auf die andere werden wir unwillkürlich von einer modernen in eine traditionelle Welt versetzt. Wir bestaunen das bunte Bild der in kräftigen Farben gestrichenen Häuser auf Stelzen und ihre Veranden, die mit Töpfen von leuchtenden Orchideen und Bougainvillas nur so strotzen. Es ist ein autonomes Leben über dem Wasser mit Moscheen, Schulen, Polizei- und Feuerwehr-Stationen etc., wo heutzutage die Flussbewohner ihre traditionelle Lebensart mit all den Annehmlichkeiten (fliessendes Wasser, Satelliten-TV-Schüsseln, etc.) der modernen Welt kombinieren können. Kinder zeigen sich an Türen und Fenstern, lachen verschmitzt und winken uns zu. Ist es ein perfekter Ort zum Leben? Vielleicht, wahrscheinlich aber nicht für uns! Denn es gibt etwas, was diese Illusion zu zerstören vermag: Und das ist der Anblick des unter den Häusern treibenden Unrats, wie Plastik, Flaschen, Styropor, usw.

 

Schüler und Studenten in Aktion
Das grosse Finale
 
Es gibt in der Nähe von BSB noch ein weiteres eindrückliches Gebäude, das unsere Aufmerksamkeit weckt: Das Empire Hotel, gebaut von Prinz Jefri, dem jüngeren Bruder des regierenden Sultans. Er war früher Finanzminister und von einer unglaublichen Verschwendungssucht besessen. Mit seinem pompösen, extravaganten Lebensstil und dem Erwerb von fünf anderen Luxushotels in Übersee – inklusive dem Beverly Hills in Los Angeles – verprasste er soviel Geld, dass er vor ein paar Jahren das kleine Sultanat an den Rand des Bankrotts brachte. Alles ist an diesem 1.1-Milliarden-US-Dollar-Empire-Hotel übertrieben, aber irgendwie auch einmalig, sowohl in seiner „verrückten“ Architektur wie auch in seinem Dekor und seiner Umgebung. Alles ist da: Vom Golfplatz bis zum Strand, und vom Kino bis zur Kegelbahn. Lange, bevor wir das Weltklasse-Prunkhotel betreten, wissen wir von Ruedi, dass es von Superlativen nur so strotzt. Und es ist tatsächlich auch so. Schon die spezielle Lobby mit ihrem 80m hohen Atrium, den kostbaren Marmor-Einlegearbeiten, den schweren Kristallleuchtern und dem Treppengeländer in 21 Karat Gold verbreitet ein gigantisches Gefühl. Entsprechend gigantisch sind natürlich auch die Zimmerpreise. Sie variieren von US$335 bis zu US$15'513 (! – für eine Königssuite) pro Nacht.

 

Das Ende
Seine königliche Majestät mischt sich
unter das Volk. Hinter ihm – im weissen
T-Shirt – folgt der Kronprinz, der eine
Halbschweizerin geheiratet hat. Ihre
Mutter ist Schweizerin, ihr Vater Bruneier
 
Eine wohlverdiente Erfrischung
nach getaner Arbeit
Natürlich denken wir nicht im entferntesten daran, dass wir je einmal in diesem super-noblen Rahmen dinieren werden. Trotzdem kommt es dazu, denn wir haben die Ehre, dort am 14. Juli zum Nachtessen der kleinen bruneiischen Schweizer Gemeinde eingeladen zu werden, veranlasst durch unseren Botschafter in Singapur, Herrn Daniel Woker, zuständig auch für Brunei. Die anwesende bunte Gesellschaft ist gutgelaunt und der Tisch nett dekoriert, als wir eintreffen. Auf der Menükarte sticht sofort unsere rotweisse Nationalfahne ins Auge und weckt in uns – wir müssen es zugeben – gleich ein spezielles Gefühl für unser Heimatland. Das 4-Gang-Menue liest sich folgendermassen: „Amuse bouche“ (Gaumenfreuden – bestehend aus Meeresfrüchte Cocktails) gefolgt von „Penne Pasta“ (Maccaroni mit Auswahl verschiedener Saucen), „Veal Scaloppini“ (Kalbsplätzli serviert mit Spinat, Karotten, Spargeln und Broccoli) und ein Sorbet Trio. Es endet mit Kaffee und Tee und „petit four“ – auf dem Mund zerfliessende Pralinen, natürlich von altbewährter Schweizer Qualität. Interessant und vor allem auch amüsant finden wir, dass in diesem streng „trockenen“ Land in einer geschlossenen Gesellschaft alkoholische Getränke doch konsumiert werden dürfen, zwar diskret und nicht für alle Augen sichtbar in undurchsichtigen blauen Gläsern. Unwillkürlich werden Erinnerungen an Saudi Arabien wach, wo es an den vielen Parties, zu denen wir spontan eingeladen wurden, davon auch immer im Überfluss gab.

 

Die 'Jame’Asr Hassanil Bolkiah'-Moschee
in Kiarong wurde zum 25. Jahrestag der
Thronbesteigung des Sultans gebaut
Geburtstagswünsche für den Sultan
in arabischer Schrift in
Bandar Seri Begawan
 
Die 'Jame’Asr Hassanil Bolkiah'-
Moschee in Kiarong bei Nacht
Auch gibt es am Ufer des Brunei-Flusses in BSB die ‚Istana Nurul Iman’, die offizielle Residenz des Sultans und gleichzeitiger Regierungssitz – heute als grösster Wohnsitz der Welt bekannt – den wir gerne besucht hätten. Leider ist er aber nur einmal im Jahr, am Hari-Raya-Aidilfitri-Fest – dem Ende des Ramadan Fastenmonats – für das Publikum geöffnet (beinahe schaffen wir es, aber eben leider nur beinahe). Angeblich sind dann auch die Mitglieder der Sultansfamilie zum Empfang der Besucher anwesend. Die Zahlen des Rough-Guide-Reiseführers, geben uns aber ein vages Bild der astronomischen Dimensionen: Er ist grösser als der Buckingham-Palast oder der Vatikan. Er hat 1’778 Räume, 257 Toiletten, 18 Aufzüge und 44 Rolltreppen. Er ist mit 51’000 Glühbirnen beleuchtet. Die königliche Banketthalle bietet 4’000 Menschen Platz, die Gebetshalle 1’500, und die Untergrundgarage den 100 Autos des Sultans. Nachdem unser LandCruiser schon seit 22 Jahren unser Heim ist, können wir uns ein Leben in so einem überschwenglich grossen Palast nur schwer vorstellen. Wahrscheinlich bräuchten wir ein Sprechfunkgerät, um uns wieder zu finden!

 

'Kampong Ayer' – das traditionelle
Flussdorf von Brunei – wird auch
"Venedig des Ostens" genannt. Es besteht
aus rund 40 einzelnen Dörfern .....
 
..... die durch wackelige
Stege verbunden sind .....
..... und wo sich das Leben noch
ohne grosse Hast abspielt
Nie hätten wir uns träumen lassen, dass wir in diesem kleinen Sultanat mit einer Gesamtfläche von nur 5’765 km2 und einer Einwohnerzahl von ungefähr 360’000 Seelen wochenlang hängen bleiben. „Schuld“ daran ist die zeitraubende philippinische Bürokratie für die temporäre Einfuhr unseres Autos, die wir bereits im Februar in die Wege leiteten, die sich aber immer wieder von neuem hinauszieht. Schlussendlich scheint zwar alles wunschgemäss zu rollen und das Datum für die Überfahrt nach Mindanao von Sandakan, dem Nordzipfel Borneos, aus, ist auf den 19. September festgelegt. Zudem will uns erfreulicherweise die philippinische SuperFerry die Fahrten zwischen den vielen Inseln sponsern. Aber wir machen unsere Rechnung ohne den Zoll, der sich kurz vor unserer Einreise quer stellt und damit unsere gesamten Pläne wieder über den Haufen wirft: Er verlangt nun doch eine 150%ige Geldhinterlegung für den fälligen Zoll, die Taxen und andere anfallenden Autoeinfuhr-Kosten. Bis jetzt haben wir uns aber noch in keinem Land darauf eingelassen, weil eine geleistete Garantie erst wieder frei gegeben wird, wenn das Auto einmal das Land verlassen hat, und dann natürlich nur in der Landeswährung, was zudem Monate dauern kann. Das ist uns alles zu riskant. Trotz diesem Tiefschlag geben wir noch nicht auf und sprechen bei der philippinischen Botschaft in Brunei vor. Sowohl der hilfsbereite Konsul wie auch die uns gutgesinnte Botschafterin wollen nun versuchen, das Touristenministerium in Manila dazu zu bewegen, an unserer Stelle die Kaution zu stellen (war bereits in St. Lucia der Fall). Für uns bedeutet dies aber, dass wir nun unsere Planung total umkrempeln müssen, denn eine Neuinitialisierung würde wiederum einige Wochen dauern. Doch wenigstens ist nochmals ein neuer Hoffnungsschimmer in Sicht.

 

Tausende von bunten Lämpchen
beleuchten die Strassen der Hauptstadt
zu Ehren des 60. Geburtstags des Sultans
Die 'Ali Saifuddien'-Moschee und die
Kopie der königlichen Barge aus dem
16. Jahrhundert muten wie ein
Märchen von "1001 Nacht" an
 
Die 'Ali Saifuddien'-Moschee
glüht im Abendlicht wie pures Gold
Glücklicherweise sind wir in Brunei sehr gut aufgehoben. Neben Julie und Ruedi lernen wir weitere gastfreundliche Menschen kennen, darunter auch viele Lehrer, die durch eine Agentur in diese ferne Ecke der Welt verstreut wurden, um Schulkindern aller Altersklassen die englische Sprache zu vermitteln: Erst die Australier Nancy und Ray in Kuala Belait – die uns aufgrund unseres Interviews im „Borneo Bulletin“ kontaktieren und uns spontan zu einem Kaffee einladen. Daraus werden dann drei angenehme Tage in ihrem für zwei Personen allzugrossen Haus. Von dort werden wir zu den Neuseeländer-Kolleginnen Monique und Beane in Bangar in Bruneis separater Provinz Temburong weiter gereicht, wo wir sowohl auf unserer Hin- wie auch auf unserer Rückreise nach Sabah zweimal vier herrliche Tage verbringen dürfen, und wo wir auch gleich noch den Malteser Alex kennen lernen und durch ihn den gesamten „Temburong-Nights“ Korbballclub, der Emil am 1. Oktober spontan zum Ehrenmitglied kürt. Noch geht es aber weiter: Unsere nächste Station auf der Rückreise nach Sarawak ist der australische Lehrer Dan in der Hauptstadt BSB, wo wir wiederum herzlich willkommen geheissen werden und nochmals vier interessante Tage hängen bleiben. Die Tage in BSB benutzen wir auch für die Besichtigung weiterer Sehenswürdigkeiten. So das Brunei-Museum, wo mich vor allem die islamische Kunstgalerie mit der Vielfalt an wertvollen Koranen aus der türkischen Ottoman-Zeit, aber auch aus Iran, Syrien und Ägypten fasziniert. Jede einzelne Seite ist ein Wunderwerk für sich – mit Goldverzierungen und delikaten, dekorativen Malereien. Emil widmet sich mehr der Öl- und Gasgeschichte des Landes. Auf der indonesischen Botschaft in BSB holen wir unser 60-tägiges Visum ein, denn nach dem weiteren Hinausschieben der Philippinen wird nun Indonesien unser nächstes, neues und 155. Reiseland werden.

 

Ein komplett neues Dorf auf Stelzen ist
auf dem Brunei-Fluss gebaut worden
Weit und einsam: Der leere Muara-
Strand am südchinesischen Meer
Ein Passagier-Schnellboot ‚düst’ durch
einen Flusskanal zwischen Bangar
im Temburong Distrikt und der
Hauptstadt Bandar Seri Begawan
 
Von der Lage her gefällt es uns am besten bei Monique und Beane in Temburong, die direkt am Rande des Dschungels wohnen. Es ist eine wahre Naturfundgrube an Tieren und Pflanzen. Der neue Tag begrüsst uns immer mit dem Spiel scheuer Langschwanz-Affen, die täglich auf dem mächtigen Urwaldriesen direkt vor unserem Zimmerfenster im 1. Stock herumturnen und sich auf der Futtersuche mit kühnen Sprüngen von Ast zu Ast schwingen. Die Mütter lausen mit grosser Ausdauer ihre Jungen und bringen ihnen das Klettern bei, und die Alten hocken mit aufmerksamen Augen auf den Ästen, kratzen sich fast ununterbrochen und suchen bei der kleinsten Bewegung rasch Schutz im dichten Busch. Sehr schön sind auch die Schmetterlinge und Insekten in ihrer unwahrscheinlichen Grösse und Buntheit, die im satten Urwaldgrün direkt an unseren Köpfen vorbei flattern. Und wenn es dunkel wird, macht sich sogar eine „bellende Echse“ mit ihrem sanften, hundeähnlichen Ruf bemerkbar – sie soll übrigens etwa einen Meter lang sein. Es ist einfach wunderschön – eine der superteuren Urwaldlodges könnte uns kaum mehr bieten!

 

Begrüssung durch den ‚Temburong Knights’
Korbball-Klub in Bangar (Temburong) in
Brunei – Emil wird „Ehrenmitglied“
Alles wird in den Tropen
überdimensional – so auch dieser Käfer
Herrliche Fahrt durch den tropischen
Regenwald entlang des ‚Sungai Batu Apoi’-
Flusses bei Bangar im Temburong
Distrikt, der Exklave von Brunei
 
Unsere letzte Station auf Südkurs ist wiederum Kuala Belait. Dort schliesst sich dann für uns der Kreis wieder. Wir schlafen nochmals bei unseren guten Freunden Julie und Ruedi, füllen mit dem günstigen Benzin von nur 0.36 Brunei-$/Lt. (= 23 US-Cents) unseren 230Lt Tank auf, kaufen Edamer-Käse und andere Importe, die in Brunei zwar relativ teurer sind, wir aber in Malaysia nicht finden. Dann heisst es Abschied nehmen von einem Land, welches wir immer als speziell einstuften. Als wir es am 21. Oktober nach 43 Tagen endgültig verlassen, wissen wir, dass es in mancher Beziehung tatsächlich so ist!

 

Fischeridylle:
„Ein Fischer fischt frische Fische .....“
Diese Langschwanzaffen haben nur
noch wenig ursprünglichen
Lebensraum zur Verfügung
Der ‚Sungai Batu Apoi’-Fluss schlängelt sich
friedlich durch den Regenwald bei Bangar im
Temburong Distrikt, der Exklave von Brunei
 
Weitere Webseiten aus Indonesien und Timor-Leste:

Weitere Webseiten aus Ost-Malaysia und Brunei:

Zeitungsartikel über uns in Brunei:
Artikel: "Lifelong sojourn for Swiss couple",   Borneo Bulletin - 16. September 2006